Fritz Hochwälder

Aus Theaterlexikon - CH
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* 28.5.1911 Wien (A), † 20.10.1986 Zürich.

H. wuchs in kleinbürgerlichen Verhältnissen auf und erlernte das väterliche Tapeziererhandwerk. Zur philosophischen und literarischen Weiterbildung besuchte er Volkshochschulen. Erste dramatische Arbeiten wurden in Wien aufgeführt (1933 "Jehr", 1936 "Liebe in Florenz"). Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten gelang ihm im August 1938 die Flucht in die Schweiz. Seine Eltern wurden als Juden 1942 nach Polen deportiert und ermordet. Unter schwierigen Lebensbedingungen lebte H. zunächst in Zürich und kam 1941 in ein Arbeitslager ins Tessin. In der Spielzeit 1942/43 wurde H.s (offiziell von Alice Rossier verfasster) Schwank "Der Astrolog vom Niederdorf" am →Bernhard-Theater Zürich uraufgeführt (Regie: →Rudolf Bernhard). Am 24.3.1943 wurde "Das heilige Experiment" (Regie: →Peter Lotar), am 5.9.1945 "Der Flüchtling" (Regie: →Johannes von Spallart) durch das →Städtebundtheater Biel-Solothurn uraufgeführt. →Georg Kaiser war von H.s Dramen und ihrer schroffen, bisweilen ekstatischen Sprache beeindruckt. Als sich die Isolierung vom ausländischen Theater zu lockern begann, wurde H. zu einer Gallionsfigur der österreichischen Dramatik nach 1945. Das Wiener Burgtheater und die Salzburger Festspiele wurden die Uraufführungsstätten seiner Dramen wie "Donadieu" (1953), "Die Herberge" (1957), "Donnerstag" (1959), "Der Befehl" (1968) und "Lazaretti oder Der Säbeltiger" (1975). In seiner Wahlheimat Zürich blieb er selten gespielt, nur "Der Himbeerpflücker" (Regie: →Gerhard Klingenberg) wurde am 23.9.1965 am →Schauspielhaus Zürich uraufgeführt. Vergeblich bemühte sich das offizielle Österreich, H. zu einer Rückkehr nach Österreich zu bewegen. Doch er blieb in der Schweiz, behielt die österreichische Staatsbürgerschaft und pendelte zwischen Wien und Zürich. Das zentrale Motiv in H.s Dramen ist der innere Gewissenskonflikt, der durch äussere politische Konflikte entsteht. Der ewige Zwiespalt von Macht und Recht, der schmale Grat zwischen Schuld und Unschuld, Hass und Liebe treibt die tragischen Verstrickungen voran. Konsequent versagte sich H. jeder modernen Strömung des Theaters. Aktuelle Ereignisse objektivierte er durch die Wahl historischer Stoffe. H. schrieb auch Fernsehspiele und Hörspiele. Weitere Bühnenwerke: "Hôtel du Commerce" (Uraufführung 1946, Prag), "Meier Helmbrecht" (Uraufführung 1947, Wien), "Der öffentliche Ankläger" (Uraufführung 1948, Stuttgart), "1003" (Uraufführung 1964, Wien). Sonstige Werke: "Im Wechsel der Zeit. Autobiographische Skizzen und Essays" (1980).

Auszeichnungen

unter anderem

  • 1955 Literaturpreis der Stadt Wien,
  • 1966 Grosser Österreichischer Staatspreis für Literatur,
  • 1980 Österreichisches Ehrenzeichen für Kunst und Wissenschaft,
  • 1982 Prix Dramatique der Genfer Société des Auteurs Dramatiques,
  • 1986 Ehrenbürgerschaft der Stadt Wien.

Literatur

  • Bortenschlager, Wilhelm: Der Dramatiker F. H., 1979.
  • Würtz, Herwig (Hg.): F. H., 1991 [Ausstellungskatalog].

Nachlass

  • Wiener Stadt- und Landesbibliothek.


Autorin: Brigitte Marschall



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Marschall, Brigitte: Fritz Hochwälder, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 2, S. 855.

Normdaten

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