Gösta Winbergh
* 30.12.1943 Stockholm (S), † 18.3.2002 Wien (A).
W. absolvierte erst eine Ausbildung als Bauingenieur und sang nebenbei in einer Rockband. Gesangsstudien an der Königlichen Musikakademie Stockholm bei Carl Martin Oehman, Erik Saedén und Hjördis Schymberg. Später Kontrollunterricht bei Nicolai Gedda. Engagements 1971–73 am Stora Theater Göteborg (Debüt als Rodolfo in Puccinis "La Bohème") und 1973–80 an der Königlichen Oper Stockholm. Dort wirkte er 1974 als Erik in der Uraufführung von Torbjörn Lundquists "Sekund av Evighet" mit. Von 1980 bis zu seinem Tod bestand eine enge Beziehung zum →Opernhaus Zürich, wo sich W. vom lyrischen zum jugendlichen Heldentenor entwickeln konnte. Er sang dort unter anderem Sali in der schweizerischen Erstaufführung von Frederick Delius’ "Romeo und Julia auf dem Dorfe" (1980, Regie: →Claus Helmut Drese, musikalische Leitung: Charles Mackerras), Hämon in Orffs "Antigonae", Captain Macheath in Britten/Gays "The Beggar’s Opera", die Mozart-Partien Belmonte in "Die Entführung aus dem Serail", Ferrando in "Così fan tutte", Don Ottavio in "Don Giovanni", Tamino in "Die Zauberflöte" und die Titelrolle in "Mitridate, re di Ponto" (alle im Mozart-Zyklus von Jean-Pierre Ponnelle/→Nikolaus Harnoncourt), Rodolfo in Puccinis "La Bohème", Kaiser in Richard Strauss’ "Die Frau ohne Schatten", Florestan in Beethovens "Fidelio", Roberto in der Schweizer Erstaufführung von Puccinis "Le Villi" (1997, Regie: Cesare Lievi, musikalische Leitung: Bruno Bartoletti), Don José in Bizets "Carmen", Hüon von Bordeaux in Webers "Oberon" sowie die Titelrollen in →Richard Wagners Opern "Lohengrin" (1991 zum 100-Jahr-Jubiläum des Opernhauses Zürich, Regie und Bühnenbild: Robert Wilson, musikalische Leitung: →Ralf Weikert), "Parsifal" und "Tristan und Isolde" sowie 2001 Siegmund in Wagners "Die Walküre". Mit der Schweiz verbunden war W. ausserdem durch Gastverpflichtungen am →Stadttheater Basel (1978 Idomeneo in Mozarts gleichnamiger Oper), am →Grand Théâtre in Genf (seit 1983 unter anderem Admète in Glucks "Alceste", Tito in Mozarts "La clemenza di Tito", Ferrando, Tamino, Narraboth in Richard Strauss’ "Salome", Alfredo Germont in Verdis "La Traviata"), am →Théâtre Municipal in Lausanne (1988 Don Ottavio) und am →Stadttheater St. Gallen (1989/90 Tamino). Seit seinem ersten Auslandsgastspiel 1974 an der San Francisco Opera nahm seine Karriere rasch internationale Dimensionen an. So sang er unter anderem beim Festival von Aix-en-Provence, in Amsterdam, Barcelona, an der Deutschen Oper Berlin, bei den Festspielen von Bregenz und Drottningholm, in Brüssel, Chicago, Düsseldorf-Duisburg, beim Maggio Musicale Fiorentino in Florenz, beim Glyndebourne Festival, an der Hamburgischen Staatsoper, an der Covent Garden Opera London (seit 1981), am Teatro alla Scala Mailand (seit 1985), an der Bayerischen Staatsoper München, an der Metropolitan Opera New York (seit 1983), an der Opéra-Bastille Paris, bei den Salzburger Festspielen, in Stuttgart und seit 1982 an der Staatsoper Wien, wo er am Tag vor seinem Tod noch als Florestan auf der Bühne stand. W. war auch ein gefragter Konzertsänger. Zahlreiche Aufnahmen auf Tonträger.
Auszeichnungen
- 1988 Königlicher Hofsänger in Stockholm,
- 1993 Verleihung des Ordens "litteris artibus" durch König Carl XVI. Gustav von Schweden.
- Im Juni 2002 wäre er in Wien zum Kammersänger ernannt worden.
Autor: Paul Suter
Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:
Suter, Paul: Gösta Winbergh, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 3, S. 2107–2108, mit Abbildung auf S. 2107.