Gerhard Klingenberg
* 11.5.1929 Wien (A), eigentlich Gerhard Schwabenitzky. Vater des Regisseurs Reinhard Schwabenitzky.
Realgymnasium in Wien, danach bis 1947 Schauspielausbildung am Konservatorium der Stadt Wien. 1947 als Gast am Burgtheater Wien (Camille in Büchners "Dantons Tod"), ab 1947 Schauspieler und Regisseur an der Burgenländischen Landesbühne Eisenstadt, 1948–50 am Stadttheater Klagenfurt (1948 Regiedebüt mit →Curt Goetz’ "Das Haus in Montevideo"), 1950–53 am Stadttheater St. Pölten (unter anderem Titelrollen in Shakespeares "Hamlet" und Schillers "Don Carlos", 1953 auch Oberspielleiter), 1953–56 am Landestheater Innsbruck, 1956 als Gast am Neuen Theater in der Scala in Wien und am Theater Karl-Marx-Stadt (François in der Uraufführung von →Bertolt Brechts "Die Tage der Commune", Regie: →Benno Besson/Manfred Wekwerth), 1956–58 am Maxim-Gorki-Theater in Berlin sowie 1957 am Berliner Ensemble. Bis 1961 arbeitete K. bei der DEFA und beim ostdeutschen Fernsehen. Ab 1961 als freischaffender Theaterregisseur am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg (unter anderem Shakespeares "Der Widerspenstigen Zähmung" und Molières "Der Misanthrop"), am Düsseldorfer Schauspielhaus (Shakespeares "Coriolan", auch Bühnenbild), an den Münchner Kammerspielen, am Schauspiel Frankfurt am Main, an den Städtischen Bühnen Köln sowie am →Schauspielhaus Zürich (1965 Molières "Tartuffe" und szenische Uraufführung von →Fritz Hochwälders "Der Himbeerpflücker", 1967 Calderóns "Der Richter von Zalamea"). 1968–85 Regisseur am Burgtheater Wien, 1971–76 dessen Direktor; während K.s Direktion inszenieren internationale Regisseure wie →Giorgio Strehler und Jean-Louis Barrault. Vom 1.1.1978 bis Ende der Spielzeit 1981/82 Direktor des Schauspielhauses Zürich. Zu seinen wichtigsten Inszenierungen während jener Jahre zählen 1978 O’Neills "Alle Reichtümer der Welt", Shakespeares "Die Zähmung der Widerspenstigen" (in eigener Übersetzung, mit →Maria Becker und →Peter Ehrlich), Schillers "Kabale und Liebe", die deutschsprachige Erstaufführung von Saunders’ "Bodies", 1979 Schnitzlers "Liebelei", Shakespeares "Ein Sommernachtstraum" (in eigener Übersetzung), 1980 Lessings "Nathan der Weise" (mit →Wolfgang Reichmann, die Inszenierung wurde ans Habimah-Theater in Tel Aviv, Israel eingeladen), →Friedrich Dürrenmatts "Romulus der Grosse", 1981 Schillers "Don Carlos", 1982 Shakespeares "Viel Lärm um nichts". K. strich die so genannten Boulevard- und Gebrauchsstücke von den Spielplänen, in deren Zentrum das "bürgerliche" psychologische Theater des 19. und 20. Jahrhunderts stand; der Schauspielhaus-Keller diente als Experimentierbühne. Zu den wichtigsten Uraufführungen unter K.s Direktion zählen 1978 →Herbert Meiers "Bräker", 1979 →Hansjörg Schneiders "Der liebe Augustin" und →Heinz Stalders "Ein Pestalozzi", 1981 →Thomas Hürlimanns "Grossvater und Halbbruder". Am →Grand Théâtre in Genf reüssierte K. 1978 als Regisseur von Verdis "Nabucco". Ab 1982 freischaffender Regisseur vorwiegend in Berlin, weiterhin Inszenierungen am Schauspielhaus Zürich (1983 Hasenclevers "Ein besserer Herr", 1984 deutschsprachige Erstaufführung von Dimitri Frenkel Franks "Spinoza", 1985 Wildes "Bunbury", 1987 Gorkis "Wassa Schelesnowa", 1989 Ayckbourns "Familiengeschäfte"). 1986–95 Intendant des Renaissancetheaters Berlin. K. führte Regie bei zwei Spielfilmen und 23 Fernsehspielen. Er lehrte als Lektor am Institut für Theaterwissenschaft der Universität Wien. K. veröffentlichte seine Autobiografie "Kein Blatt vor dem Mund" (1998) und den Band "Das gefesselte Burgtheater. 1776 bis in unsere Tage" (2003).
Auszeichnungen
diverse Auszeichnungen,
- darunter 1964 DAG-Fernsehpreis für Kipphardts "In der Sache J. Robert Oppenheimer".
Literatur
- Kröger, Ute/Exinger, Peter: "In welchen Zeiten leben wir!"Das Schauspielhaus Zürich 1938–1998, 1998.
Autorin: Julia Danielczyk
Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:
Danielczyk, Julia: Gerhard Klingenberg, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 2, S. 1001–1002.