Gudrun Orsky

Aus Theaterlexikon - CH
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* 15.9.1941 Posen (Poznan, heute: PL).

Noch während der Schulzeit Mitglied der Pantomimengruppe von Jean Soubeyran in Wuppertal, dann Ausbildung zur Industriekauffrau. Schauspielausbildung bei Hertha Genzmer in Wiesbaden. 1969–71 erstes Engagement als Regieassistentin, Inspizientin und Schauspielerin bei Fritz Rémond am Theater im Zoo in Frankfurt am Main. 1972–84 am →Schauspielhaus Zürich, zunächst als Schauspielerin und Regieassistentin, ab 1980 als Regisseurin und 1982–84 als Leiterin des Schauspielhaus-Kellers, wo sie unter anderem 1979 →Gustav Huonkers "Zürich, Florhofgasse 1", 1980 die Uraufführung von →Jürg Amanns "Die Korrektur" und die deutschsprachige Erstaufführung von Stephen Poliakoffs "Ruf über den Fluss" inszenierte und 1985 als Gast Pinters "Der stumme Diener" in Szene setzte. Daneben inszenierte O. unter anderem am →Theater an der Winkelwiese Zürich (1977 Gogols "Tagebuch eines Wahnsinnigen") und am →Stadttheater St. Gallen (1982 Uraufführung von Amanns "Die Deutsche Nacht", Neil Simons "Sonny Boys" und Märta Tikkanens "Die Liebesgeschichte des Jahrhunderts"). Danach war O. als freischaffende Regisseurin tätig, unter anderem am Landestheater Linz (→Bertolt Brechts "Leben des Galilei", O’Caseys "Der Pflug und die Sterne", Mastrosimones "Extremities", Tschechows "Platonow"), am Theater an der Winkelwiese Zürich (1984 →Adolf Muschgs "Watussi oder Ein Stück für zwei Botschafter"), am →Stadttheater Luzern (1985 Kesselrings "Arsen und Spitzenhäubchen", 1987 →Rolf Hochhuths "Ärztinnen", 1988 die Schweizer Erstaufführung von Felix Mitterers "Besuchszeit") und am →Städtebundtheater Biel-Solothurn (1987 Sartres "Geschlossene Gesellschaft", 1988 Brechts "Die Kleinbürgerhochzeit"). 1989–93 war O. Direktorin des →Theaters am Neumarkt Zürich, wo sie durch einen mutigen und modernen Spielplan überregional Aufsehen erregte und in einer Zeit, in der das Regietheater dominierte, die Autorinnen und Autoren in den Mittelpunkt des Interesses rückte. Einige Inszenierungen wurden jedoch sehr widersprüchlich aufgenommen und von Teilen der Kulturkritik und des Publikums entschieden abgelehnt. O. selbst inszenierte unter anderem die Schweizer Erstaufführungen von Elfriede Jelineks "Clara S.", Nicholas Wrights "Mrs. Klein", Manfred Karges "Die Eroberung des Südpols", Thomas Baums "Kalte Hände" und Ariel Dorfmans "Der Tod und das Mädchen". Gezeigt wurden zudem die Schweizer Erstaufführungen von Rainald Goetz’ "Krieg", →Matthias Zschokkes "Brut" und Boris Vians "Das Medusenhaupt", die deutschsprachigen Erstaufführungen von Steven Berkoffs "Greek" (Regie: Adelheid Müther) und Enquists "In der Stunde des Luchses" sowie die Uraufführungen von Edith Früh-Gloors "Der Generalintendant" (Regie: Jens Pesel) und →Charles Lewinskys "Der gute Doktor Guillotin". Als Auftragswerke entstanden Amanns Dramatisierung von Horváths "Jugend ohne Gott" (Regie: Jochen Fölster) und Elfriede Müllers "Brautbitter" (Regie: Friderike Vielstich). Zum Ensemble gehörten →Barbara-Magdalena Ahren, Nicole Ansari, Vilmar Bieri, Moritz Dürr, Gabriele Fischer, →Marcus Fritsche, →Andrea Gloggner, Robert Christian Kowald, Rainer Matschuk, Matthias Neukirch, Michael Renz, René Schönenberger und →Ute Zehlen. Seit 1994 ist O. wieder als freischaffende Regisseurin tätig, unter anderem am Deutschen Theater in Göttingen (Horváths "Italienische Nacht", Büchners "Woyzeck"), am Theater Ingolstadt (Millers "Hexenjagd") und an den Städtischen Bühnen Regensburg (Fleißers "Fegefeuer in Ingolstadt").

Literatur

  • Theater am Neumarkt, Direktion G. O. 1989–1993, 1993.


Autor: Thomas Blubacher



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Blubacher, Thomas: Gudrun Orsky, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 2, S. 1355–1356, mit Abbildung auf S. 1355.

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