Hanns Wagner

Aus Theaterlexikon - CH
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* 19.10.1522 Bremgarten AG, † 1.9.1590 Solothurn, auch Johannes W., latinisiert Ioannes Carpentarius.

Neffe des Probsts und Dramatikers →Johannes Aal.

1536 immatrikulierte sich W. an der Universität Freiburg im Breisgau, wo er beim Humanisten Heinrich Glarean studierte. Er erwarb 1539 den Titel eines Bakkalaureus und 1542 den eines Magister Artium. 1543–58 und 1561–85 war er als Lateinschulmeister an der Stiftsschule und als Organist von St. Ursen in Solothurn tätig. W. machte sich um die Lateinschule, aber auch um die städtische Theaterkultur verdient. Mit seinen Schülern führte er deutsche und lateinische Stücke auf (vermutlich 1543 Guilielmus Gnapheus’ "Acolastus"). Auch W.s eigene Dramenproduktion ist in Zusammenhang mit dem humanistischen Schuldrama zu sehen. Sein "Dreikönigsspiel" wurde am 5.2.1561 vermutlich vor einer geschlossenen Gesellschaft aufgeführt. Um ein historisches, nach einer Erzählung Plutarchs gestaltetes Drama handelt es sich bei "Aristotimus tyrannus" (1575), von dem keine Aufführung nachgewiesen ist. Weiter verfasste W. nebst einem nur fragmentarisch erhaltenen "Stephanis" 1574–75 auf der Grundlage des "Ältern St. Ursenspiels" (1539, obwohl mehrfach Aal zugeschrieben, ist die Autorschaft nach wie vor nicht gesichert) das über 5000 Verse umfassende "St. Mauritzen- und St. Ursenspiel". Unter grossem Aufwand wurde das zweitägige Spiel um das Martyrium des Stadtheiligen Ursus am 27. und 28.8.1581 auf dem Kronenplatz vor der St. Ursenkirche zur Jahrhundertfeier der Aufnahme Solothurns in die Eidgenossenschaft aufgeführt. Den ausführlichen Epilog, in dem die Verbindung von Geschichte und Gegenwart hergestellt und die Einzigartigkeit der Stadt Solothurn unterstrichen wurde, rezitierte der Stadtschreiber Hans Jakob vom Staal.

Literatur

  • Kully, Rolf Max: H. W. und das Solothurner "Festspiel" vom Jahr 1581. In: Jahrbuch für solothurnische Geschichte 55/1982.
  • Kully, Rolf Max: Der Epilog und sein Sprecher im Sankt Ursenspiel von 1581. In: Amsterdamer Beiträge zur älteren Germanistik 38–39/1994.




Autor: Reto Caluori



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Caluori, Reto: Hanns Wagner, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 3, S. 2036-2037.