Johann Jakob Breitinger
* 19.4.1575 Zürich, † 1.4.1645 Zürich.
Besuchte die Lateinschule am Zürcher Grossmünster und studierte Theologie in Herborn, Marburg, Franeker, Heidelberg und Basel. 1597 Pfarrer in Zumikon, 1601 in Albisrieden. 1605 Professor für Logik und Rhetorik am Zürcher Collegium Humanitatis. 1611 Pfarrer zu St. Peter und 1613 erster Pfarrer am Grossmünster, somit auch Vorsteher (Antistes) der Zürcher Kirche, als der B. weniger als Theologe denn als Organisator hervortrat. So setzte er sich für den Ausbau der Liturgie ein und regte 1619 als Ersatz der Fastnachts- und Kirchweihbräuche die Feier eines Fast- und Bettags an. Er setzte sich für eine verbesserte Ausbildung der Pfarrer, aber auch der Landbevölkerung ein, wozu er 1637 eine Landschulordnung verfasste. 1618–19 war er als Anhänger eines rigorosen Calvinismus Wortführer der Delegation der reformierten eidgenössischen Orte an der Synode von Dordrecht. Im interkonfessionellen Umgang trat B. moderat auf. Als Kanzelprediger nahm er aber grossen Einfluss auf das städtische Leben und erwirkte unter anderem 1620 ein Verbot von Auftritten auswärtiger Gaukler und Spielleute, das jedoch zunächst nicht eingehalten wurde. 1624 veröffentlichte er das Gutachten "Bedencken von Comoedien oder Spilen", eine Streitschrift, die sich gegen Schauspiele jeglicher Art richtete. Sich auch auf Schriften des nicht eigentlich theaterfeindlichen Huldrych Zwingli berufend, warnte B. darin vor den (selbst)zerstörerischen Folgen des fiktiven Rollenspiels, das er als unvereinbar mit der Prädestinationslehre erachtete. Damit führte er die bis ins 18. Jahrhundert wirksame Verbannung des Schultheaters aus Zürich mit herbei und sorgte nachhaltig für ein generell theaterfeindliches Klima.
Literatur
- Brunnschweiler, Thomas: J. J. B.s "Bedencken von Comoedien oder Spilen", 1989.
Nachlass
- Kantonsbibliothek (Vadiana) St. Gallen, Staatsarchiv des Kantons Zürich, Zentralbibliothek Zürich.
Autor: Dietrich Seybold
Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:
Seybold, Dietrich: Johann Jakob Breitinger, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 1, S. 267–268.