Lucie Lissl
* 5.6.1870 in Österreich, † um 1940 Salzburg (A).
L.s Bühnentätigkeit ist seit ihrem Engagement 1886/87 am Deutschen Theater in Budapest belegt. Es folgten Verpflichtungen 1888/89 am Stadttheater Krems, 1889/90 am Vereins-Theater Gleichenberg und 1890/91 am Stadttheater Marburg an der Drau. 1891 kehrte sie nach Österreich zurück und spielte am Stadttheater Wiener Neustadt, ab 1892 in Ölmütz, 1894/95 in Brünn und 1895/96 am Deutschen Theater Berlin. 1897–1905 war L. als Salondame und Heroine am Großherzoglichen Hof- und National-Theater in Mannheim engagiert, 1905/06 am Deutschen Volkstheater in Wien, 1906–12 am Königlichen Hoftheater in Dresden, 1913–15 am Schauspielhaus Frankfurt am Main, 1915–18 unter der Direktion von Hofrat Fritz Rémond an den Vereinigten Stadttheatern Cöln (heute: Köln), 1919–21 an den Königlichen Schauspielen/an den Staatlichen Schauspielen Wiesbaden, 1921/22 an den Vereinigten Bühnen Altona (Hamburg). 1922–32 war L. unter den Direktoren →Otto Henning und →Oskar Wälterlin am →Stadttheater Basel engagiert, wo sie hauptsächlich in Mütterrollen auftrat. Daneben unterrichtete sie am →Konservatorium Basel Sprechtechnik und Rollengestaltung; zu ihren Schülern zählten →Annie Weber und →Helli Stehle. Wichtige Rollen L.s waren die Titelrolle in Schillers "Maria Stuart", Eboli in Schillers "Don Carlos", Lady Milford in Schillers "Kabale und Liebe" und Medea in Grillparzers "Das goldene Vlies". In Basel spielte L. unter anderem 1922 Isabeau in Schillers "Die Jungfrau von Orleans", 1924 Gräfin Capulet in Shakespeares "Romeo und Julia", Tante Ottilie in →Curt Goetz’ "Ingeborg" (Regie: Goetz), Lady Bracknell in Wildes "Bunbury", Margarethe von Parma in Goethes "Egmont" und Gunhild in Ibsens "John Gabriel Borkman", 1925 die alte Frau Hinkemann in Tollers "Hinkemann" und Gertrude in Shakespeares "Hamlet", 1926 Orsina in Lessings "Emilia Galotti", 1927 die Herzogin von Friedland in Schillers "Wallensteins Tod", die Mutter in Strindbergs "Mit dem Feuer spielen" und Lisaweta Nikolajewna in →Frank Wedekinds "Der Liebestrank" (Regie jeweils: →Walter Felsenstein), 1928 Frau Clandon in Shaws "Man kann nie wissen" und Helene Alving in Ibsens "Gespenster" (Regie: →Eduard Hess), 1932 Adelheid in Goethes "Geschichte Gottfriedens von Berlichingen mit der eisernen Hand" ("Götz von Berlichingen"). In den dreissiger Jahren zog sich L. von der Bühne zurück und lebte im österreichischen Bad Hofgastein.
Autorin: Julia Danielczyk
Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:
Danielczyk, Julia: Lucie Lissl, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 2, S. 1117.