Paul Roland

Aus Theaterlexikon - CH
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* 5.7.1931 Bern, eigentlich Paul Roland Bönzli. ∞ Susann Enz, Schauspielerin und Radiosprecherin.

Handelsschuldiplom und 1949–52 Schauspielausbildung bei →Margarethe Schell-von Noé in Bern; gleichzeitig als Eleve an der →Komödie Basel und am →Stadttheater Bern. 1952–55 Schauspieler am →Städtebundtheater Biel-Solothurn. 1954 gründete R. die Gruppe "Tribühnchen", ein Ensemble junger Schauspielerinnen und Schauspieler des Städtebundtheaters Biel-Solothurn, das mit seiner Inszenierung von Noël Cowards "Intimitäten" in verschiedenen Schweizer Kurorten gastierte. Mit dem Tribühnchen brachte R. bis 1960 am →Kleintheater Kramgasse 6 in Bern mit wechselnden Darstellern weitere eigene Inszenierungen heraus (unter anderem 1958 Osbornes "Blick zurück im Zorn"). Von Beginn der sechziger Jahre an gehörte R. zu den Protagonisten der Berner Kleintheaterszene: Er war 1961–64 zusammen mit Thomas Nyffeler Leiter des Kleintheaters Kramgasse 6 (wo er 1962 Cowards "Geisterkomödie" und 1967 die Schweizer Erstaufführung von Handkes "Publikumsbeschimpfung" inszenierte) und führte Regie am →Galerietheater Die Rampe, im →Zähringer-Refugium und am →Theater am Zytglogge. Nachdem R. bereits 1954–60 Gastdozent an der Abteilung Schauspiel am →Konservatorium für Musik Bern gewesen war, übernahm er 1965 die Leitung der neu konstituierten Schauspielschule am Konservatorium, die er bis zu seiner Pensionierung 1996 innehatte. Der Aufbau der zunächst halbtags geführten, einfachen Ausbildungsklasse zur Ausbildungsstätte mit Ausstrahlung im gesamten deutschsprachigen Raum wurde zu seinem Lebenswerk. Er inszenierte zahlreiche Produktionen der Schauspielklassen (unter anderem 1973 Howard Brentons "Der Kinder Segen", 1976 Lessings "Die Juden", in Koregie mit →Volker Hesse, 1977 die Uraufführung von Ernst Eggimanns "Ir Nacht si si cho", in Koregie mit Hesse und anderen, alle am Galerietheater Die Rampe; 1990 die Uraufführung von Bahram Beyzaies "Sindbads achte Reise" in einem Zelt auf dem Berner Gaskesselareal, im Rahmen des Spektakels zum 25-Jahre-Jubiläum der Schauspielschule und zum Bezug der neuen Räumlichkeiten in der alten Ryf-Fabrik an der Sandrainstrasse 3 in Bern). Zudem inszenierte R. unter anderem in Darmstadt (1964 Lessings "Emilia Galotti"), am Theater am Niederrhein in Kleve (1964–71 unter anderem Moretos "Donna Diana" und Büchners "Woyzeck"), an der Komödie Basel (1965/66 Pinters "Der Liebhaber" und Frederick Knotts "Bei Anruf – Mord"), am →Theater am Käfigturm Bern (1969 Just Scheu/Ernst Nebhuts musikalisches Lustspiel "Ein Engel namens Schmitt"), am Galerietheater Die Rampe Bern (1969 Peter Weiss’ "Gesang vom Lusitanischen Popanz", 1970 die Uraufführung von →Alexander Zieglers "Zellengeflüster. Ein Stück Realität", 1971 die Uraufführung von →Walter Vogts "Spiele der Macht"), an den Hamburger Kammerspielen (1971/72), am →Atelier-Theater Bern (unter anderem 1971 →Adolf Muschgs "Rumpelstilz", 1972 Strindbergs "Der Vater"), am Stadttheater Bern (1973 die Uraufführung von Vogts "Typhos" nach Ibsens "Ein Volksfeind"), bei den →Tell-Freilichtspielen Interlaken (1973–80), an den Kammerspielen des Stadttheaters Aachen (1991 deutsche Erstaufführung von →Hansjörg Schneiders "Sennentuntschi") und am →Theater Tuchlaube in Aarau (1999 "Fall Titus", eine Collage von R. aus Texten von Shakespeare, →Friedrich Dürrenmatt und Heiner Müller). Zudem wirkte R. als Leiter und Präsentator literarischer Sendungen beim Schweizer Radio DRS (unter anderem der Reihe "Kleines ABC grosser Meister") und als Regisseur von Dokumentar- und Kurzfilmen.

Auszeichnungen

Literatur

  • Mimos 2/1993.


Autorin: Mats Staub



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Staub, Mats: Paul Roland, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 3, S. 1516–1517.



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