Paul Schill
* 3.5.1903 Luzern, † 18.3.1947 Luzern.
Kaufmännische Lehre in der Agentur einer Versicherungsgesellschaft. Ausbildung zum Schauspieler in Frankfurt am Main und in Breslau. 1924/25 erstes Engagement am Stadttheater Pirmasens, 1925–28 am Bodensee-Städtebundtheater Konstanz/an den Vereinigten Bühnen Konstanz-Schaffhausen-Winterthur als Sekretär, Dramaturg und Schauspieler, 1928/29 am Trianon-Theater in Berlin, 1929/30 Schauspieler und Regisseur und ab 1930 Oberspielleiter am Westfälisch-Ostfriesischen Landestheater in Herford und schliesslich, im Winter 1932, Leiter des Kabaretts "Die Spatzen" in Düsseldorf. 1933 Rückkehr in die Schweiz. Von der Spielzeit 1933/34 an bis zu seinem Tod am →Stadttheater Luzern; zuerst Chargenspieler, dann auch Dramaturg, seit der Spielzeit 1939/40 Regisseur und seit 1945 Oberregisseur. Neben seinen mehr als fünfzig Inszenierungen entwarf er in seinen letzten beiden Jahren auch die Spielpläne. S.s Spezialität waren Klassikerinszenierungen, darunter 1944 Goethes "Torquato Tasso" (mit →Ernst Ginsberg), 1946 Goethes "Iphigenie auf Tauris" (mit →Maria Becker – diese Inszenierung galt als eine seiner besten) und Shakespeares "Othello" (mit →Leopold Biberti). Aber auch in zeitgenössischen Stücken bewährte sich S., so inszenierte er 1944 etwa John Steinbecks "Der Mond ging unter" und →Fritz Hochwälders "Das heilige Experiment", 1945 →Werner Johannes Guggenheims "Erziehung zum Menschen" und 1946 die Uraufführung von Tilla Durieux’ "Zagreb 1945". Seine letzte Inszenierung, die er schon nicht mehr nach Wunsch beenden konnte, war die von Lessings "Minna von Barnhelm" (mit →Margarethe Fries, Premiere 5.3.1947). S. war Initiant des Luzerner Theatervereins und des Bühnenstudios Luzern. Ausserdem inszenierte er verschiedentlich bei Liebhaberbühnen. S. war auch publizistisch tätig (vor allem als Mitarbeiter des "Luzerner Tagblatts") und verfasste die "Festschrift zur 100. Spielzeit im Luzerner Stadttheater" (1946).
Autor: Tobias Hoffmann-Allenspach
Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:
Hoffmann-Allenspach, Tobias: Paul Schill, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 3, S. 1604–1605.