Pierre Wyss
* 25.7.1957 Lausanne VD.
Ab 1969 Tanzausbildung an verschiedenen Schulen in Lausanne, an der Royal Ballet School London (1974/75, mit einem →Migros-Ballettstipendium) und an der John-Cranko-Schule in Stuttgart (1975/76). 1976–83 Tänzer am Stuttgarter Ballett unter Marcia Haydée, wo er unter anderem mit Choreografen wie →Maurice Béjart, John Neumeier, Hans van Manen, Jiří Kylián, William Forsythe und →Uwe Scholz zusammenarbeitete. 1978 erste Choreografie im Rahmen der Förderung junger Choreografen durch die Noverre-Gesellschaft an den Württembergischen Staatstheatern Stuttgart. Es folgten mehrere kleinere Choreografien für das Stuttgarter Ballett (unter anderem "L’→Histoire du Soldat"von Strawinsky/→Charles Ferdinand Ramuz und "Slawische Impressionen", Musik: Dvořák). 1984 als Gastchoreograf am Basler Ballett der →Theater Basel unter →Heinz Spoerli ("Und wenn mein Körper gelitten hat …", Musik: Poulencs "Stabat Mater"). 1985–88 Ballettdirektor am Ulmer Theater, 1988–92 am Hessischen Staatstheater in Wiesbaden und 1993–2001 am Staatstheater in Braunschweig. 2000/01 kommissarischer Leiter, 2001–03 Leiter des Balletts am Badischen Staatstheater in Karlsruhe. Unter den über sechzig von W. geschaffenen Choreografien finden sich neben vielen kurzen Balletten vor allem abendfüllende Werke, für die W. sowohl klassische Ballett-Stoffe wählte (1988 "Der Nussknacker", Musik: Tschaikowsky, 1989 "Don Quichotte", Musik: Ludwig Minkus, 1996 und 2002 "Romeo und Julia", 1990 und 1998 "Cinderella", Musik beide: Prokofjew) als auch Stoffe der Weltliteratur (1985 und 1999 "Peer Gynt", Musik: Grieg; 1986 "Ödipus", Musik: Bartók; 1991 "Oedipus der Mensch", Musik: Iannis Xenakis; 1991 und 2002 "Lulu-Szenen", Musik: Xenakis; 1994 "Equus" und 2003 "Und ich sah …"nach dem Johannes-Evangelium) sowie moderne Themen (1993 "Clockwork Orange" und 1995 "My Marilyn"). W. arbeitete auch immer wieder als Gastchoreograf, so 1984 am Washington Ballet ("Fantasy for 13", Musik: Dvořák), 1985–89 am Stuttgarter Ballett, 1986 beim Maggio Musicale Fiorentino ("Così fan tutu", Musik: Bach), 1988 am Ballet British Columbia, Vancouver ("Blood Wedding", Musik: de Falla), 1987 und 1990 an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg ("Behind the Wall", Musik: Philip Glass, und "Cinderella"), 1991 am →Opernhaus Zürich ("Ikarus", Musik: →Rolf Urs Ringger) und 2000 am →Stadttheater Bern ("People like You and Me", Musik: Glass). In freier, modern klassischer Tanzsprache sind seine Choreografien geprägt von grosser szenischer Bildhaftigkeit und eigenwilliger Symbolprägung. W. realisierte auch Events und Produktionen wie "Art & Art Concert" (Documenta Kassel 1982) und "Europa Park Revue" (Europa-Park in Rust, 1996). Ausserdem inszenierte W. Opern und Musicals und führte Filmregie. Seit Sommer 2003 ist er freischaffend tätig. W. war Jurymitglied verschiedener Wettbewerbe und 1998 Mitbegründer der ersten deutschen Bundestanzkonferenz.
Auszeichnungen
- 1975 erster Preis beim →Prix de Lausanne.
Autor: Richard Merz
Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:
Merz, Richard: Peter Wyss, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 3, S. 2127–2128.