Rudolf Gwalther
* 2.10.1519 Zürich, † 25.12.1586 Zürich, eigentlich Rudolf Walther, latinisiert Gualtherus. ∞ I. 1541 Regula Zwingli, Tochter des Reformators Ulrich Zwingli.
Als Pflegesohn im Haus →Heinrich Bullingers erzogen, studierte G. 1538–41 unter anderem Theologie in Basel, Strassburg, Lausanne und Marburg. Anschliessend wirkte er als Pfarrer in Schwamendingen und als Provisor an der Grossmünsterschule, 1542 wurde er Pfarrer der Gemeinde St. Peter, 1547 Dekan des Zürichseekapitels und 1561 Schulherr der Grossmünsterschule. 1575–83 war G. – in der Nachfolge Bullingers – Antistes der Zürcher Kirche. G. schrieb ein einziges Drama, die neulateinische Comœdia sacra "Nabal", die den biblischen Stoff aus dem ersten Buch Samuel aufgreift und von der terenzisch-plautinischen Komödienform sowie der religiös-moralischen Lehre des 16. Jahrhunderts beeinflusst ist. Das in jambischen Senaren verfasste fünfaktige Schuldrama erschien 1549 bei Froschauer in Zürich und wurde am 27.9.1570 in Zürich zur Einweihung des neuen Schulhauses zum Grossmünster aufgeführt. Weitere Schultheateraufführungen dieses Stücks sind für andere Orte gesichert oder anzunehmen (Strassburg 1562 und/oder 1582, Prag, Dänemark). G.s "Nabal" wurde mehrfach ins Deutsche übersetzt, beispielsweise von →Sebastian Grübel (aufgeführt am 16.7.1559, gedruckt in Mülhausen im Elsass 1560). G. übersetzte Schriften Zwinglis ins Lateinische, verfasste gelehrte Gedichte und geistliche Lieder, Homilien, Epicedien und das Lehrbuch "De syllabarum et carminum ratione" (1542); Berühmtheit erlangten seine 1546 gedruckten fünf antipapistischen Predigten über den "Endtchrist" (Antichrist).
Literatur
- Giovanoli, Sandro (Hg.): R. G.s "Nabal", 1979.
- Giovanoli, Sandro: Form und Funktion des Schuldramas im 16. Jahrhundert, 1980.
- Witkowska, Maria: Das neulateinische Schuldrama "Nabal" von R. G. und seine deutschen Fassungen, 1987.
Autor: Reto Caluori
Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:
Caluori, Reto: Rudolf Gwalther, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 1, S. 775.