Ruedi Walter

Aus Theaterlexikon - CH
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* 10.12.1916 Solothurn, † 16.6.1990 Basel, eigentlich Rudolf Walter. ∞ Irène Camarius, Schauspielerin und Kabarettistin.

Gymnasium und Handelsschule in Basel. Militärdienst und Arbeit als Kaufmann. Nach Schauspielunterricht bei Eva Bernoulli und →Margit von Tolnai sowie am →Konservatorium Basel bei →Gustav Hartung wirkte W. ab 1941 ebenso wie seine Schwester Gertrud Heffler nebenberuflich in kleinen Rollen bei →Oskar Wälterlin am →Stadttheater Basel. 1943–46 spielte W. in →Alfred RassersCabaret Kaktus in Basel und als Mislin in dessen "HD-Soldat Läppli" und "Demokrat Läppli", 1944 trat er bei der →Schweizer Soldaten-Bühne "Bärentatze" auf, 1948–50 war er im Ensemble des →Cabarets Cornichon in Zürich. Dort begegnete er →Margrit Rainer, mit der er ab 1951 zuerst als Kabarettduo auftrat (unter anderem in einer Dialektfassung von Jan de Hartogs "Das Himmelbett"), dann als Ehepaar Ehrsam in der beliebten Satire-Radiosendung "Spalebärg 77a" (1955–65, 1957 als Kinofilm, 1962 in einer Musical-Fassung von →Hans Hausmann, →Hans Moeckel und Hans Peter Hort am Stadttheater Basel) sowie in zahlreichen populären Dialektstücken und Schwänken. W. und Rainer wurden in über dreissig Jahren zu einem der beliebtesten Schauspielerduos der Schweiz. Am →Schauspielhaus Zürich hatten sie gemeinsam grosse Erfolge in →Paul Burkhard/→Walter Leschs "Die kleine Niederdorf-Oper" (1951 sowie 1959 in der Neufassung von →Werner Wollenberger und →Max Rüeger; W. beide Male als Bäuerlein Heiri, Regie: Wälterlin) und 1954 in Burkhards "Der schwarze Hecht" (W. als Onkel Fritz, Regie: →Leopold Lindtberg). Zu grossen Tourneeerfolgen wurden unter anderem 1969 "Guet Nacht Frau Seeholzer!"nach Arthur Lovegroves "Goodnight, Mrs. Puffin!", 1977 "D’Muetter wott nur s’Bescht" nach Pillau/Flatows "Das Fenster zum Flur" und 1980 "Potz Millione" nach Hermann Kugelstadts "Wohin mit dem vielen Geld?"(jeweils in der Regie von Rainers Lebensgefährten →Inigo Gallo). Am Schauspielhaus Zürich spielte W. unter anderem 1956 den blinden Eunuchen Loby in der Uraufführung von →Friedrich Dürrenmatts "Der Besuch der alten Dame" (Regie: Wälterlin) und 1984 die Titelrolle in der Uraufführung von →Urs Widmers "Dr neu Noah" (Regie: Widmer). Ausserdem wirkte W. 1969–85 unter der Regie von →Jörg Schneider in mehreren Kindermärchen und ‑musicals am →Opernhaus Zürich mit. Nach Rainers Tod war W. als Eduard Tobler 1983–85 in →Charles Lewinskys Kästner-Bearbeitung "Drei Männer im Schnee" (Regie: Gallo) und als Edmund Paul Vischer in Mary Chases "My Fründ Hanspi" (Dialektfassung und Regie: →Peter Arens) auf Tournee. W. war ein grosser Volksschauspieler, der sich mit seiner liebenswert-pfiffigen Rollengestaltung in die Herzen des Publikums spielte. Er setzte sich stets für professionelles Dialekttheater ein und wirkte in zahlreichen Mundartfassungen von modernen Dramen mit, darunter als Harry in Edward Bonds "Gerettet" (1969 an den Basler Theatern, Dialektfassung: Wollenberger, Regie: →Reto Babst, mit Rainer), als Estragon in Becketts "Warte uf de Godot" (1980 im ehemaligen Zürcher Tramdepot Tiefenbrunnen, Fassung: Widmer, Regie: Max Peter Ammann, auch Fernsehaufzeichnung), als Karl Knie in →Hansjörg Schneiders Dialektbearbeitung von →Carl Zuckmayers "Katharina Knie" (1985 in einem Zirkuszelt am Zürichhorn, Regie: Arens), in der Titelrolle von "De Huuswart" nach Pinters "Der Hausmeister" (1986 im →Theater am Hechtplatz Zürich und auf Tournee, Regie: →Werner Düggelin) sowie in den Titelrollen der Fernsehfassungen von Molières "Der Geizige" und "Der eingebildete Kranke": "Dr Gyzgnäpper" (1982) und "Dr gsund Paziänt" (1983). W. verkörperte zahlreiche weitere Rollen für Film und Fernsehen, unter anderem in →Franz SchnydersGotthelf-Filmen, als Clochard in →Kurt Frühs "Hinter den sieben Gleisen", als Titelheld in der Fernsehserie "Ein Fall für Männdli" sowie in diversen Aufzeichnungen von Dialektschwänken.

Auszeichnungen

Literatur

  • Reinhardt, Ernst (Hg.): R. W., 1984.


Autor: Mats Staub



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Staub, Mats: Ruedi Walter, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 3, S. 2047–2048.

Normdaten

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