Siegfried Meisner
* 25.5.1926 Königsberg (Kaliningrad, heute: RUS), † 18.11.2001 Bern.
Nach dem Dienst bei der deutschen Kriegsmarine und einer Internierung in Norwegen debütierte M. 1945 ohne vorherige Schauspielausbildung als Bleichenwang in Shakespeares "Was ihr wollt" an der Studio-Bühne Hamburg. Es folgten Engagements an den Hamburger Kammerspielen und am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg (unter anderem Karl Moor in Schillers "Die Räuber", Melchior in →Frank Wedekinds "Frühlings Erwachen"). 1947 wurde M. als jugendlicher Held und Bonvivant an das Landestheater Darmstadt engagiert (unter anderem Tempelherr in Lessings "Nathan der Weise"). Ab 1949 an verschiedenen Theatern in Deutschland als Schauspieler tätig, gab er 1956 sein Regiedebüt am Pfalztheater Kaiserslautern. 1960 wurde M. als Schauspieler und Regisseur ans →Stadttheater St. Gallen engagiert, war dort 1963–68 Oberspielleiter des Schauspiels und 1966/67 interimistisch Direktor (zusammen mit →Bernhard Enz und →Max Lang). M. spielte dort unter anderem 1962 Tellheim in Lessings "Minna von Barnhelm" und inszenierte beispielsweise 1961 Molières "Tartuffe", 1962 Shakespeares "Wie es euch gefällt", 1963 →Max Frischs "Andorra", 1965 Shakespeares "Othello", 1967 →Bertolt Brechts "Mutter Courage und ihre Kinder" und 1968 Kleists "Der zerbrochene Krug". 1968–70 war M. Schauspieler an den →Basler Theatern, 1970 wechselte er ans →Stadttheater Bern. Dort spielte er unter anderem 1977 Higgins in Loewe/Lerners "My Fair Lady" und Einstein in →Friedrich Dürrenmatts "Die Physiker", 1978 die Titelrolle in Rostands "Cyrano de Bergerac" und inszenierte zum Beispiel 1973 Brecht/Weills "Die Dreigroschenoper", 1976 Shakespeares "Der Widerspenstigen Zähmung" und 1979 Dorst/Zadeks Fallada-Bearbeitung "Kleiner Mann – was nun?"sowie 1974 als Gastregisseur am →Atelier-Theater Bern O’Neills "Trauer muss Elektra tragen". 1979–82 war M. als Schauspieler und Regisseur am Niedersächsischen Staatstheater Hannover engagiert (unter anderem Jacobowsky in Werfels "Jacobowsky und der Oberst"), 1982 gastierte er am Stadttheater St. Gallen als Salieri in Peter Shaffers "Amadeus". 1982–91 erneut Schauspieler am Stadttheater Bern (1982 Gessler in →Hansjörg Schneiders "Der Schütze Tell", 1983 Titelrolle in Kipphardts "Bruder Eichmann", 1989 Bruscon in Bernhards "Der Theatermacher", 1990 Inszenierung von Wildes "Bunbury"). Nach seiner Pensionierung 1991 trat M. weiterhin als Gast am Stadttheater Bern auf (unter anderem 1992 Vater Vockerat in Hauptmanns "Einsame Menschen", 1993 Caribaldi in Bernhards "Die Macht der Gewohnheit", 1995 Titelrolle in Shakespeares "Heinrich IV.", 1999 Attinghausen in Schillers "Wilhelm Tell") sowie am →Städtebundtheater Biel-Solothurn und erneut am Atelier-Theater Bern (1999 Salieri in Shaffers "Amadeus"). M. beeindruckte als Schauspieler besonders durch seine Wandlungsfähigkeit. Er übernahm Aufgaben bei Rundfunk und Fernsehen sowie verschiedene Lehraufträge an Schauspielschulen.
Autorin: Regula Reidhaar
Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:
Reidhaar, Regula: Siegfried Meisner, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 2, S. 1222–1223, mit Abbildung auf S. 1223.