Theater Chindlifrässer, Bern BE

Aus Theaterlexikon - CH
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Freie Gruppe ohne eigene Spielstätte, Sprechtheater

Das T. ging 1976 unter dem Namen "Zimmertheater Chindlifrässer" aus der Berner Amateurtheatergruppe "Füfvorzwöufi theater" (die wiederum 1974 aus der Jugendtheatergruppe Ostermundigen entstanden war) hervor. Die Gründer waren Kurt Frauchiger und →Markus Keller, der das T. in der Folge leitete. Mit dem eigenen Spiellokal, einem Zimmertheater, das in ehemaligen Büroräumlichkeiten am Kornhausplatz eingerichtet wurde, wollte sich die Amateurgruppe eine intensivere Theaterarbeit als bisher ermöglichen. 1976–81 zeigte das vom Verein Zimmertheater Chindlifrässer (später Verein Theater Chindlifrässer) finanziell und organisatorisch unterstützte T. am Kornhausplatz pro Saison drei bis vier Produktionen, vor allem Mundartstücke, oft von Schweizer Autoren, darunter zahlreiche Uraufführungen. Ende der siebziger Jahre zeigte das T. mit Keller/→Barbara Luginbühls "Geit’s no?"ein erstes Jugendtheaterstück. Nach der Schliessung des Zimmertheaters 1981 produzierte das T. zusammen mit dem →Stadttheater Bern mehrere Stücke für Jugendliche. Diese wurden unter anderem im Berner Jugendzentrum Gaskessel, im →Theater am Käfigturm und in der Mansarde des Stadttheaters Bern gespielt. Ein grosser Erfolg war 1987 das im Auftrag von Pro Infirmis und dem Schweizerischen Roten Kreuz entwickelte Stück "Füür und Flamme" von Keller und Luginbühl (Regie: →Jost Nyffeler), das zusammen mit körperlich behinderten Darstellern erarbeitet wurde. Das Stück über Behinderung, Liebe und Sexualität wurde über 200 Mal aufgeführt und vom Schweizer Fernsehen DRS aufgezeichnet. Neben den Jugendstücken, die von öffentlichen Sponsoren mit Produktionsbeiträgen unterstützt wurden, erweiterte das T. seine Tätigkeit ab Anfang der neunziger Jahre um Produktionen für Erwachsene, vorwiegend Freilichtaufführungen (etwa 1990 Christopher Hamptons "Liaisons dangereuses" in einer Mundartfassung, in der Orangerie Elfenau in Bern, Regie: Keller). Ab 1996 bestand eine enge Zusammenarbeit zwischen dem T. und dem →Theater an der Effingerstrasse, das Keller ebenfalls leitete. Setzte sich die Gruppe der Darsteller des T. bis zu diesem Zeitpunkt vor allem aus Amateurinnen und Amateuren zusammen, spielten nun hauptsächlich professionelle Schauspieler in den in Hochsprache aufgeführten Stücken. Pro Saison entstanden rund sechs Koproduktionen (unter anderem 1996 Irmgard Keuns "Das kunstseidene Mädchen", Regie: Keller, 1998 →Hansjörg Schneiders "Sennentuntschi", Regie: →Monika Neun, 1999 "Boulevard der Dämmerung", eine Bearbeitung von Billy Wilders "Sunset Boulevard", Regie: Stefan Meier).

Spielstätte

Zimmertheater Chindlifrässer (1976–81), Kornhausplatz 7, 3011 Bern. 1976 wurden die Büroräumlichkeiten im 4. Stock zu einem Zimmertheater umfunktioniert; Platzkapazität: 22 Plätze. 1978 Umzug in den 1. Stock; Platzkapazität: 45 Plätze. Spielfläche: 8 m2.



Autorin: Pia Strickler



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Strickler, Pia: Theater Chindlifrässer, Bern BE, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 3, S. 1852–1853, mit Abbildung auf S. 1852.