Walter Lesch

Aus Theaterlexikon - CH
Zur Navigation springen Zur Suche springen

* 4.3.1898 Zürich, † 27.5.1958 Küsnacht ZH, eigentlich Bernhard Walter L. Sohn des Kunstmalers Bernhard Robert L. ∞ I. 1932 →Mathilde Danegger, Schauspielerin. Vater der Schauspielerin Karin L.

Studium der Germanistik, Geschichte und Philosophie in Zürich, Bern, Genf und Berlin; Promotion 1922 in Zürich mit der Arbeit "Das Problem der Tragik bei Gerhart Hauptmann". Wanderjahre in Berlin, Paris, Rom, Wien; Arbeit als Privatlehrer, Journalist und Kaufmann. 1926–28 Dramaturg und Regisseur des Berliner Vorstadttheaters "Theater in der Klosterstrasse". Danach ein Jahr als Schriftsteller in Wien. Rückkehr in die Schweiz (1929 Inszenierung von Siegfried Geyers "Bei Kerzenlicht" und Frederick Lonsdales "Reiner Tisch" am →Schauspielhaus Zürich), dann wieder, als Filmautor, in Berlin. 1932 endgültige Rückkehr in die Schweiz. 1933–35 Werbefilmautor und Regisseur bei der Praesens-Film AG in Zürich; 1933 Mitautor und Koregisseur (mit →Richard Schweizer) des ersten gänzlich schweizerdeutsch gesprochenen Tonfilms "Wie d’Wahrheit würkt". 1933 gründete L. mit →Otto Weissert zusammen das →Cabaret Cornichon, dessen Leitung er auch übernahm. Er hatte klare Vorstellungen von seiner Aufgabe: "Der Humorist, der nicht ein Moralist bleibt, wird zum Possenreisser und Geschäftemacher". Er beschränkte sich nicht nur auf satirische Spitzen gegen die faschistischen Staaten, sondern brachte sozialkritische Töne in die Programme ein. Insgesamt schrieb er über 400 Chansons, von denen je ein Teil in "Cornichons. Verse aus dem Cabaret Cornichon" (1937) und in "Das Cornichon-Buch" (1945) publiziert wurde. L. erneuerte mit "Cäsar in Rüblikon" (Uraufführung 14.11.1935, Schauspielhaus Zürich, Regie: →Leopold Lindtberg) die Dialektkomödie, indem er schwankhafte Elemente mit einer antifaschistischen Thematik verband: Die Bewohner Rüblikons entledigen sich des nach deutschem Vorbild zum Despoten gewordenen Gemeindepräsidenten. 1938 wurde L. die Leitung des Theaters an der Schweizerischen Landesausstellung 1939 übertragen; er setzte sich – mit wenig Erfolg – für kritische Stücke wie →Werner Johannes Guggenheims "Erziehung zum Menschen" ein. Sein eigenes Festspiel ("Die kleine grosse Schweiz") wurde auch nicht zur Aufführung angenommen. Mit dem Cabaret Cornichon, dessen Zugkraft nach dem Zweiten Weltkrieg nachliess, hatte sich L., der das gesamte geschäftliche Risiko getragen hatte, stark verschuldet. Zwar hatte er wenig später noch einmal aussergewöhnlichen Erfolg mit "Die kleine Niederdorf-Oper" (Musik: →Paul Burkhard, Uraufführung 31.12.1951, Schauspielhaus Zürich, Regie: →Oskar Wälterlin), die an zahlreichen Orten in der Schweiz und im Ausland inszeniert wurde, musste aber, um seine Schulden abzutragen, als Werbetexter arbeiten. Weitere Bühnenwerke: "Du kannst mich nicht verstehen" (Lustspiel, Uraufführung 1929, Schauspielhaus Zürich, unter dem Pseudonym Marcel Lenoir), "Die tödliche Ordnung" (Uraufführung 10.12.1931, Schauspielhaus Zürich, Regie: →Herbert Waniek), "Kasane" (Puppenspiel, Uraufführung 1931, →Schweizerisches Marionettentheater im Kunstgewerbemuseum der Stadt Zürich), "Hansjoggel im Paradies" (Uraufführung als Puppenspiel 1935, Schweizerisches Marionettentheater im Kunstgewerbemuseum der Stadt Zürich; Uraufführung als Schauspiel 18.5.1936, →Stadttheater Bern durch das Ensemble des Cabarets Cornichon; Übertragung ins Österreichische durch Danegger unter dem Titel "Augustin im Paradies"), Revue "Gizzibach-Chicago" (Uraufführung 1936 durch das Cabaret Cornichon), "Jedermann 1938" (Uraufführung 3.12.1938, Schauspielhaus Zürich, Regie: Lindtberg), "Dienschtma No. 13" (Uraufführung 6.4.1941, →Corso-Theater Zürich), "Stephan der Grosse" (Uraufführung 12.2.1943, →Stadttheater Basel, Regie: →Robert Trösch), "Der junge David" (Chorspiel mit Musik von →Huldreich Georg Früh, Uraufführung 1944, Volkshaus Zürich durch die Neue Truppe Zürich), "Das Vermächtnis der Natur. Ein weltliches Oratorium" (1945), "Freut euch des Lebens" (Komödie zum Eidgenössischen Sängerfest 1954 in St. Gallen, Musik: →Hans Moeckel), «Änebäch – Däne­bach oder E vergratni Zürifahrt» (im Auftrag des Schauspielhauses Zürich nach Wilken/Justinus’ Posse "Kyritz-Pyritz", Uraufführung 31.12.1955, Schauspielhaus Zürich, Regie: Wälterlin), "Eifach für retour" (ein heiteres Spiel), "Alles will gelernt sein" (Komödie), "Graf Pietro Salbadra oder Der verschobene Kreuzzug" (Komödie), "Besser spät als nie" (Lustspiel), "Der Geist von Goppelau oder Ein Schweizer Don Quichotte". L. war 1933–35 Mitglied der Jury der →GSD, ab 1938 Mitglied des Verwaltungsrats der Neuen Schauspiel AG, 1938–40 Vorstandsmitglied der →SGTK sowie Jurymitglied mehrerer Dramenwettbewerbe.

Auszeichnungen

  • 1951 Ehrengabe der Stadt Zürich.

Literatur

  • Attenhofer, Elsie (Hg.): Cabaret Cornichon, 1975.
  • Amstutz, Hans/Käser-Leisibach, Ursula/Stern, Martin: Schweizertheater, 2000.

Nachlass

  • L.s Nachlass ist im Besitz seines Sohnes Peter L.


Autor: Tobias Hoffmann-Allenspach



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Hoffmann-Allenspach, Tobias: Walter Lesch, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 2, S. 1100–1101..

Normdaten

Vorlage:Normdaten