Werner Wolff

Aus Theaterlexikon - CH
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* 5.8.1886 Bukarest (RO), † 12.4.1972 Basel. Vater des Theaterkritikers und Autors →Philipp Wolff-Windegg.

Technisches Gymnasium in Winterthur, dann zunächst Studium der Mathematik in Göttingen, eine geplante Promotion bei David Hilbert brach W. ab. Volontariat am Wiener Burgtheater, 1917–20 Regisseur und Dramaturg am →Stadttheater Bern, dann bis 1923 Leiter des Betriebsbüros am Landestheater Stuttgart. 1927 Rückkehr in die Schweiz, 1931–51 Dramaturg sowie Regisseur und Schauspieler am →Stadttheater Basel. Zunächst inszenierte W. Lustspiele (darunter Kadelburgs "Familie Schimek" mit Max Pallenberg), dann zunehmend Stücke wie Büchners "Leonce und Lena", Hofmannsthals "Jedermann" (mit →Leopold Biberti), André Gides "Oedipus", Robert Ardreys "Leuchtfeuer" und Pirandellos "Rollenspiel des Lebens" (deutschsprachige Erstaufführung 9.11.1941). Vorwiegend setzte W. zeitgenössische schweizerische Dramatik in Szene, darunter die Uraufführungen von →Albert Steffens "Friedenstragödie" (1936), →Cäsar von Arx’ "Dreikampf" (1938) und Steffens "Ruf am Abgrund" (1943) sowie →Werner Johannes Guggenheims "Bomber für Japan" und →Albert Jakob Weltis "Steibruch" (mit →Heinrich Gretler und →Elsie Attenhofer). W. übersetzte zahlreiche Dramen aus dem Englischen und dem Französischen, die meist in seiner Regie am Stadttheater Basel erstaufgeführt wurden, darunter André Gides "Der dreizehnte Baum" (14.1.1940), Eugene O’Neills "Das Seil" und "Dort, wo das Kreuz ist" (12.1.1941), Rabindranath Tagores "Chitra" (12.10.1941), Charly Clercs "Der verlorene Sohn" (21.12.1941), John Millington Synges "Der Wunderheld des Westerlands" (24.3.1944) und T. S. Eliots "Mord in der Kathedrale" (20.1.1939, Regie: →Wilfried Scheitlin). Zudem verfasste W. neben Hörspielen und Marionettenstücken (für die Schweizerische Werkbund-Ausstellung 1918 unter der Leitung →Alfred Altherrs) zahlreiche Märchenbearbeitungen, die zum Teil auch von anderen Schweizer Bühnen gespielt wurden ("Aschenbrödel", →Stadttheater Bern 21.12.1946, Regie: →Hans Lietzau; "Hänsel und Gretel", →Stadttheater St. Gallen 20.12.1940, Regie: →Fritz Bois). W.s Drama "General Suter" blieb unaufgeführt, da Cäsar von Arx zur selben Zeit ein Stück über den "Kaiser von Kalifornien" veröffentlichte. W.s Dramen "Rappe und Reiter" und "Die Brüder" wurden von ihm selbst am Stadttheater Basel urinszeniert (24.10.1937, 19.2.1939). W., der während zweier Jahrzehnte prägend für das literarische Gesicht des Hauses war, wurde 1950 vom neuen Direktor →Friedrich Schramm entlassen. Um seine geringen Pensionsbezüge aufzubessern, war W. bis zum 29.2.1952 als Bibliothekar am Stadttheater Basel tätig.

Literatur

  • Blubacher, Thomas: Befreiung von der Wirklichkeit? Das Schauspiel am Stadttheater Basel 1933–1945, 1995.


Autor: Thomas Blubacher



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Blubacher, Thomas: Werner Wolff, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 3, S. 2119.

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