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Ehrensitze

Das Recht auf einen Prohedrieplatz gehörte zu den höchsten Ehrungen, die die Polis vergab. Diese Ehre wurde neben verdienten Bürgern selten auch Frauen oder Zugezogenen zuteil, Sklaven und Freigelassene erhielten dieses Recht nie. Des öfteren wurde die Theaterprohedrie an Fremde verliehen. Sie diente dabei vor allem der Manifestation aussenpolitischer Beziehungen. Religiöse Würdenträger oder Amtsträger der Polis, die ebenfalls sakrale Funktionen erfüllten, besassen das Recht auf einen hervorgehobenen Sitzplatz in der vordersten Reihe. Die Ehrensessel und Ehrenbänke konnten je nach Theater unterschiedlich gearbeitet sein.

Im Dionysos-Theater in Athen steht vorn in der Mitte des Zentralkeils des Koilons der Ehrensessel für den Dionysos-Priester.
Er stammt aus dem 1. Jahrhundert v. Chr., vermutlich ist er aber nach einem klassischen Modell gefertigt. Die Szene in Aristophanes’ «Die Frösche», in welcher Dionysos bei seinem Priester Schutz sucht, spielte einst vielleicht vor einem ähnlichen Thron:

«XANTHIAS: Bei Gott, ich höre was – es schnaubt daher!
DIONYSOS ängstlich: Wo, wo?
XANTHIAS: Dahinten!
DIONYSOS: Geh du hinter mir!
XANTHIAS: Nein, vorne!
DIONYSOS: Vorne? Geh du nur voraus!
XANTHIAS: Zeus, steh uns bei, ich seh ein Ungeheuer!
DIONYSOS: Wie sieht’s denn aus?
XANTHIAS: O Graus, bald so, bald so!
Ein Ochse, jetzt ein Maultier, jetzt ein Weib:
Wie reizend –
DIONYSOS: Wo? Da geh ich gleich drauflos!
XANTHIAS: Verschwunden ist das Weib, jetzt ist’s ein Hund!
DIONYSOS: Ha, die Empusa?
XANTHIAS: Wirklich! – Ihr Gesicht
Ist feuerrot!
DIONYSOS: Und ehern auch ihr Bein?
XANTHIAS: Beim Teufel, und das zweite Eselsmist,
So wahr ich leb!

 

DIONYSOS: Wo flieh ich hin?
XANTHIAS: Wo ich?
DIONYSOS zum Dionysospriester im Publikum:
Mein Priester, hilf! Wir zechen dann zusammen!»

(Aristophanes: Die Frösche, 285 ff.)