Albrecht von Haller

Aus Theaterlexikon - CH
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* 16.10.1708 Bern, † 12.12.1777 Bern.

Besuch der Schulen in Bern und Aufenthalt in Biel, wo H. Epen und Trauerspiele schrieb, die er 1729 verbrannte. Ab 1723 Studium der Medizin in Tübingen und Leiden, Promotion 1727 mit einer Arbeit über den Speichelgang. Freundschaft mit Johannes Gessner, mit dem er seine Studien in Paris und Basel fortsetzte und die botanische Studienreise unternahm, die er in seinem Gedicht "(Die Alpen)" verarbeiten sollte. Ab 1729 praktizierte H. als Arzt in Bern, wo 1735 ein auf sein Betreiben eingerichtetes "(anatomisches Theater)" eröffnet wurde, in dem H. Sektionen und Demonstrationen durchführte. Kurzzeitig wirkte er auch als Stadtbibliothekar, ging aber 1736 als Professor für Anatomie, Botanik und Chirurgie nach Göttingen, wo er sich hauptsächlich den Wissenschaften verschrieb und vor allem genaue anatomische Abbildungen herstellen liess, aber auch gegen 9000 Literaturbesprechungen anonym in den "(Göttingischen Gelehrten Anzeigen)" veröffentlichte. H. äusserte sich 1746 erstmals und in der Folge immer wieder über Shakespeare, den er, wenn auch unter Vorbehalten, lobte. Dies machte ihn noch vor der eigentlichen Shakespeare-Begeisterung des Sturm und Drang zu einem der ersten Shakes­peare-Fürsprecher im deutschsprachigen Raum. Nach Bern, wo er ab 1745 Mitglied des Grossen Rats gewesen war, kehrte er 1753 zurück, als man ihm das Amt eines Rathausammanns antrug. 1758–64 war er Direktor der bernischen Salinen in Roche im Rhonetal, 1762/63 auch Amtsstatthalter von Aigle. Ab 1764 wieder in Bern lebend, bekleidete er verschiedene Ämter und wurde zuletzt "(Assessor perpetuus)" des Sanitätsrats. H.s Lehrgedichte ("(Versuch Schweizerischer Gedichte)", 1732), die der Frühaufklärung zuzuordnen sind, machten ihn in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu einem viel gelesenen Dichter. Neben politischen Romanen in der Tradition des barocken Staatsromans, die er im Alter schrieb, verfasste H. auch Reisetagebücher, staatsrechtliche und (gegen Voltaire gerichtete) theologisch-philosophische Schriften sowie Beiträge für Enzyklopädien. Als Mediziner schuf er ein einflussreiches Werk (vor allem auf den Gebieten der Anatomie und der Physiologie), als Botaniker galt er als herausragende Kapazität. Auch sind H., der von vielen Akademien durch Verleihung ihrer Mitgliedschaft geehrt wurde, zahlreiche kritische Bibliografien zu verdanken.

Literatur

  • Siegrist, Christoph: A. v. H., 1967.
  • Guthke, Karl S.: Literarisches Leben im achtzehnten Jahrhundert in Deutschland und in der Schweiz, 1975.
  • Repertorium zu A. v. H.s Korrespondenz 1724–1777, herausgegeben von Urs Boschung et al., 2002.

Nachlass

  • Burgerbibliothek Bern.


Autor: Dietrich Seybold



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Seybold, Dietrich: Albrecht von Haller, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 2, S. 785–786.

Normdaten

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