Ferdinand Andreas Illenberger

Aus Theaterlexikon - CH
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* 1746 Linz (A), † 13.10.1825 Darmstadt (D). ∞ 1782 II. Ernestine Tobler. Vater der Schauspieler und Sänger Friedrich (Fritz) und Friedrich Ferdinand Maria (beide in I.s Truppe, zeitweise auch gleichzeitig mit dem Vater in Darmstadt engagiert) und der Schauspielerin Caroline, Grossvater des Schauspielers und Sängers Ernst I.

Um 1760 begann I.s Bühnenlaufbahn, es folgten Engagements bei reisenden Schauspielergesellschaften, später leitete er eine eigene Gesellschaft. Wie im 18. Jahrhundert üblich, zogen diese Wandertruppen alle vier bis sechs Wochen von einem Aufführungsort zum anderen. 1778, nach dem Tod seiner ersten Frau, schloss I. sich der Theatertruppe von Karl August Tobler an. Mit dieser bereiste er über Jahre auch die Schweiz. 1779 und 1781 Aufführungen in Baden und Basel. Ein Jahr nach seiner Heirat mit Toblers Tochter Ernestine wurde das Unternehmen unter I.s Namen weitergeführt. Er bespielte 1783 Baden und Luzern, 1784 Baden, Basel, Lenzburg und Schaffhausen sowie 1785 Winterthur. 1786–91 sind keine Auftritte in der Schweiz nachzuweisen. 1792 trat er in Aarau und Basel, 1797 und 1798 wiederum in Basel, 1794 und 1795 in Baden, Luzern und Zofingen auf. 1799 erhielt I. die Erlaubnis, im Gymnasium in Luzern Theater zu spielen. Diese Bewilligung löste den Luzerner Komödienstreit aus und führte zu einem für die ganze Schweiz geltenden, generellen Theaterverbot. I. unterhielt sein Publikum jedoch bereits 1800 während der Basler Herbstmesse und 1801 wieder. Ab November 1801 spielte seine aus neun Schauspielern und vier Schauspielerinnen bestehende Truppe in Zürich. Den grössten Anteil am Spielplan machten Schauspiele aus, im Zürcher Repertoire vor allem die Stücke Kotzebues (15), des Weiteren wurden Werke von Iffland, Friedrich Ludwig Schröder (beispielsweise eine Hamletbearbeitung), Schiller ("Die Räuber", "Kabale und Liebe"), Lessing ("Miss Sara Sampson") und →Heinrich Zschokke aufgeführt. Zum Ende der Spielzeit, im April 1802, gab I. Mozarts "Die Zauberflöte". 1802 sind Auftritte in Aarau und Baden belegt. Von Dezember 1802 bis Februar 1803 gab I. erneut in Zürich Vorstellungen, danach in Luzern. Ende April bis November 1803 nochmaliger Aufenthalt in Zürich. Weitere Bespielungen in der Schweiz konnten bisher nicht eruiert werden. 1807 können I. und seine Söhne als Mitglieder der Schauspielergesellschaft von Xaver Krebs, die in Darmstadt auftrat, nachgewiesen werden. 1810 wurde das Inventar der Krebs’schen Truppe vom Grossherzog aufgekauft, und die Schauspieler, unter ihnen I., wurden an das neu gegründete Grossherzogliche Hoftheater in Darmstadt verpflichtet. I. übernahm dort bis zu seiner Pension das Fach "alte Bediente und Greise".

Literatur

  • Knispel, Hermann: Das Grossherzogliche Hoftheater zu Darmstadt 1810–1890, 1891.
  • Gojan, Simone: Spielstätten der Schweiz, 1998.


Autor: Simone Gojan



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Gojan, Simone: Ferdinand Andreas Illenberger, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 2, S. 897.

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