Peter Ochs

Aus Theaterlexikon - CH
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* 20.8.1752 Nantes (F), † 19.6.1821 Basel.

Aufgewachsen in grossbürgerlichen Verhältnissen in Nantes, Hamburg und Basel. Sein Vater und ein Onkel gehörten dem Unternehmerkonsortium an, das 1766/67 den Versuch unterstützte, ein "Hamburgisches Nationaltheater" zu gründen. Sein Hamburger Hauslehrer Meyer, ein Schüler Johann Christoph Gottscheds und Freund Gotthold Ephraim Lessings, der auch Werke Pierre Corneilles übersetzte, machte ihn mit der Literatur der Antike und der französischen Klassik vertraut. 1766 entstanden mit dem Singspiel "Pyrame et Tisbé", der fünfaktigen Verstragödie "Alzamène" und dem Tragödienfragment "Elmire" erste dramatische Arbeiten. 1770 Handelslehre in Hamburg. Ab 1774 Jurastudium in Basel (Promotion 1776) und in Leiden. Mit dem szenischen Spiel «Impromptû de Campagne» und der Komödie "L’Homme hereux" (1777) verfasste O. zwei der Geselligkeit dienende Stücke. Daneben lyrische Versuche ("Ode méditée sur la Schauenburgerfluë", 1774). Ab 1779 wieder in Basel, wo er eine politische Karriere begann. 1780 Gerichtsherr am Stadtgericht. 1782, in der Nachfolge Isaak Iselins, Ratsschreiber, 1790 Stadtschreiber und 1796 Oberstzunftmeister. Überdies Basler Gesandter an der Tagsatzung sowie in Paris, wo O. bei mehreren Besuchen das Theater zur Zeit der Revolution kennen lernte. 1795 Vermittler im Basler Frieden zwischen Preussen und der französischen Republik. Von Paris aus leitete er 1797–98 die friedliche Revolution in Basel ein und entwarf im Auftrag des Direktoriums die Verfassung der Helvetischen Republik, die 1798 in Aarau proklamiert wurde. O. amtete als Senatspräsident und Mitglied des Direktoriums, wurde aber 1799 gestürzt. 1802–03 Mitglied der Consulta in Paris, 1803 Basler Staatsrat. Während des Helvetischen Bürgerkriegs und nach dem Scheitern der Republik heftig angefeindet, behandelte O. diesen Zeitabschnitt danach in mehreren Dramen, die allerdings unaufgeführt blieben, so in "Zeltner ou La Prise de Soleure. Drame national helvétique" (erschienen 1998) – in dem O.s eigener Verfassungsentwurf debattiert wird –, in der Napoleon gewidmeten Verstragödie "L’Incas d’Otahis" (1807), der Versoper "Prométhée" (1808) und der Komödie "L’Homme à l’Heure" (1808), die am Tag von Napoleons Besuch in Basel spielt. 1813 und 1816 wurde O. Statthalter des Bürgermeisteramts. In Basel machte er sich um diverse Gesetzgebungsarbeiten sowie um die Reform der Landschulen und der Universität verdient. O. verfasste auch historische Studien, darunter die achtbändige "Geschichte der Stadt und Landschaft Basel" (1786–1822).

Literatur

  • Gessler, Albert: P. O. als Dramatiker. In: Basler Jahrbuch 1894.
  • Wartburg, Beat von: Musen & Menschenrechte. P. O. und seine literarischen Werke, 1997.

Nachlass

  • Öffentliche Bibliothek der Universität Basel.


Autor: Dietrich Seybold



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Seybold, Dietrich: Peter Ochs, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 2, S. 1338.

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