Rudolf Steiner

Aus Theaterlexikon - CH
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* 25. oder 27.2.1861 Kraljevec (heute: HR), † 30.3.1925 Dornach SO. ∞ II. 1914 →Marie S.-von Sivers, Schauspielerin und Regisseurin.

Besuch der Schulen in Niederösterreich. Frühe philosophische Lektüren. 1879–83 Studien an der Technischen Hochschule Wien, 1884–90 Hauslehrer in Wien. 1888 Redakteur der "Deutschen Wochenschrift". 1889 erste Theatererfahrung mit einer Inszenierung von Maeterlincks "L’Intruse" (gemeinsam mit Otto Erich Hartleben). Übersiedlung nach Weimar und 1890–97 Mitarbeiter im Goethe- und Schiller-Archiv. Herausgeber von Goethes naturwissenschaftlichen Schriften. 1891 Promotion zum Doktor der Philosophie in Rostock. 1897–99 zusammen mit Hartleben Herausgeber des Berliner "Magazins für Litteratur" sowie der Beilage "Dramaturgische Blätter", dem Organ des Deutschen Bühnenvereins. Vorstandsmitglied der Berliner Dramatischen Gesellschaft. Gegnerschaft zum Naturalismus. 1899–1904 Lehrer an der Arbeiter-Bildungsschule in Berlin. 1902 Generalsekretär der deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft. Beginn der Zusammenarbeit mit Marie von Sivers. 1907 Aufführung von Edouard Schurés Mysteriendrama "Das heilige Drama von Eleusis" (übersetzt von Marie von Sivers und S.) und 1909 von Schurés "Die Kinder des Lucifer". 1912 Trennung von der Theosophischen Gesellschaft und 1913 Gründung der Anthroposophischen Gesellschaft sowie Grundsteinlegung des →Goetheanums in Dornach. 1912–24 Entwicklung der neuen Bühnenkunst →Eurythmie. 1919 Gründung der ersten Freien Waldorfschule in Stuttgart. 1923 Gründung der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft und 1924 der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft in Dornach. Aufbau umfangreicher Vortrags- und Kurstätigkeit, unter anderem für Eurythmie, Sprachgestaltung und dramatische Kunst. Umfangreiche Publikationstätigkeit (die Gesamtausgabe umfasste 2005 340 Bände). Für die Bühne verfasste S. vier Mysteriendramen, welche die Einweihung in die geistige Welt vor dem Hintergrund von Reinkarnation und Karma darstellen. "Die Pforte der Einweihung", "Die Prüfung der Seele", "Der Hüter der Schwelle" und "Der Seelen Erwachen" wurden unter S.s Leitung 1910–13 in jährlichen Abständen in München – unter anderem am Theater am Gärtnerplatz und im Volkstheater – uraufgeführt; von Sivers verkörperte eine der Hauptrollen. Bei "Der Hüter der Schwelle" wurde 1912 erstmals mit Elementen der Eurythmie gearbeitet. Die ersten Gesamtaufführungen fanden 1930 (nicht öffentlich) und 1942 (öffentlich) unter der Leitung Steiner-von Sivers’ in Dornach statt. Als neues Darstellungsmittel wurde neben Eurythmie und der lautmalerischen Sprachgestaltung nun auch der anthroposophische Sprechchor eingesetzt. Neben S.s Mysteriendramen werden am Goetheanum heute auch Werke der deutschen Klassik, vorrangig beide Teile von Goethes "Faust" in ungekürzter Form, nach Gesichtspunkten der Anthroposophie inszeniert.

Literatur

  • Koerner, Thomas: R. S.s "Mysterientheater", 1982.
  • Wehr, Gerhard: R. S. Leben, Erkenntnis, Kultur­impuls, 1987.
  • Parr, Thomas: Eurythmie – R. S.s Bühnenkunst, 1993.
  • R. S. Gesamtausgabe (1958–), Bände 277, 277a, 278, 279, 315 [Eurythmie]; 280, 281 [Sprachgestaltung und dramatische Kunst].


Autorin: Dietrich Seybold



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Seybold, Dietrich: Rudolf Steiner, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 3, S. 1748–1749.

Normdaten

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