Zürcher Werkbühne, Zürich ZH

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Sprechtheater, Eigenproduktionen mit Stückverträgen

1962 gründete der Schweizer Regisseur Georg Müller die Z. mit dem Ziel, in Zürich Werke zeitgenössischer Dramatiker aufzuführen und ein experimentell ausgerichtetes Kleintheater als alternative Sprechbühne zum Schauspielhaus einzurichten. Als erste Produktionen brachte die Z. im Februar und März 1963 im →Theater am Hechtplatz Tankred Dorsts "Die grosse Schmährede an der Stadtmauer", Martin Walsers "Der Abstecher" (Regie beide: →Adolph Spalinger) und Jacques Audibertis "Der Glapion-Effekt" (Regie: Müller) zur Aufführung. Danach folgten an der Schweizerischen Landesausstellung Expo 64 in Lausanne unter dem Titel "Der neue Himmel" fünf Einakter von Schweizer Autoren (darunter die Uraufführung von →Walter Matthias Diggelmanns "Der Pilot", Regie: Müller), 1965 in Zürich im →Theater am Neumarkt Becketts "Das Spiel" (Regie: Müller) und Dorsts "Die Kurve" (Regie: Klaus W. Leonhard) sowie in einem von Max Bill konstruierten Zelttheater auf dem Lindenhof Alfred Jarrys "König Ubu" (Regie: Müller) und 1966 im →Stadttheater Winterthur und danach auf Tournee in der Schweiz die Uraufführung von →Louis Gaulis’ "Anton oder Der vollkommene Diener" (Regie: →Bernhard Enz). Als Darstellerinnen und Darsteller traten bei der Z. sowohl arrivierte Bühnenschaffende als auch Nachwuchskräfte auf, darunter Gert Haucke, →Ann Höling, →Fredy Kunz, →Franz Matter, →Karl Paryla, Werner Rehm, Edith Teichmann, Spalinger und Maximilian Wolters. Neben den Inszenierungen veranstaltete die Z. unter Müllers Leitung auch Vorträge, szenische Lesungen und Ausstellungen, zudem lancierte sie das Projekt eines schwimmenden Kulturzentrums auf dem Zürichsee. Finanziert wurde die Z. weit gehend von privater Seite; 1964 wurde zu ihrer Unterstützung ein Förderverein gegründet (Präsident: →Hans Rudolf Hilty). Mit der Etablierung mehrerer Kleintheater Mitte der sechziger Jahre, insbesondere des Theaters am Neumarkt als zweiter städtisch subventionierter Sprechbühne, wurde die Finanzierung der Z. erschwert, wodurch auch das Projekt einer eigenen Spielstätte ("Schallmühle") scheiterte. Dies veranlasste Müller 1968, die Z. in die Kulturorganisation "Zürcher Forum" umzuwandeln, welche bis heute ein breites Veranstaltungsspektrum mit Schwerpunkt Ausstellungen (unter anderem 1984 "Phänomena" und 1991 "Heureka") pflegt.



Autorin: Tanja Stenzl



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Stenzl, Tanja: Zürcher Werkbühne, Zürich ZH, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 3, S. 2164–2165.