Albert Talhoff

Aus Theaterlexikon - CH
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<math>*</math> 31.7.1888 Solothurn, † 10.5.1956 Luzern, eigentlich Ludwig Albert Meyer.

Aufgewachsen in Luzern ging T. 1908 nach Berlin und Leipzig und wandte sich dort, beeindruckt von Inszenierungen Max Reinhardts, dem Theater zu. Ein Jahr später kehrte er in die Schweiz zurück und engagierte sich bei den Freilichtspielen im luzernischen Hertenstein als Regisseur. 1911 wurde er als Spielleiter ans Herzogliche Hoftheater in Meiningen verpflichtet. Wegen des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs Rückkehr in die Schweiz, wo er 1914 Militärdienst leistete. 1915 übersiedelte T. nach Starnberg am See in Bayern. Ab 1918 als Lektor des Verlags Diederichs in Jena tätig. 1919 veröffentlichte T. das expressive Antikriegsdrama "(Nicht weiter, o Herr!)" (Uraufführung 1920, Meiningen). Geprägt von den als apokalyptische Warnung empfundenen Schrecken des Kriegs ist auch T.s vom Expressionismus beeinflusstes kultisches Weihespiel "(Totenmal)", in dem die spirituell pazifistische Haltung des Autors, ohne konfessionell dogmatisch zu sein, deutlich wird. Diese in Form eines Gesamtkunstwerks konzipierte "(dramatisch-chorische Vision für Wort Tanz Licht)" wurde 1930 in einer eigens zu einem kirchenschiffähnlichen Raum umgebauten Halle auf dem Ausstellungsgelände in München in T.s Regie mit 120 Mitwirkenden uraufgeführt; die Choreografie übernahm die Tänzerin →Mary Wigman. Nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler 1933 wirkte T. weiterhin als Regisseur von Festspielen und noch 1937 war er an der Gestaltung einer Feier zur Eröffnung des "(Hauses der Deutschen Kunst)" in München beteiligt. Nach 1937 Aufgabe der Tätigkeit als Regisseur. 1944 kehrte er in die Schweiz zurück, liess sich in Engelberg nieder und verlegte sein Schaffen verstärkt auf das Verfassen von Romanen, Erzählungen und Gedichten. Bühnenwerke: "(Sintflut)" (Uraufführung 1924, Leipzig), "(Frühling)" (1927), "(Es geschehen Zeichen)" (Uraufführung 28.10.1953, →Stadttheater Luzern, Regie: →Ernst Dietz), "(Soldat Niemand)" (1954).

Literatur

  • In memoriam A. T., 1956.
  • Bättig, Joseph: Einführung in das Werk und die Persönlichkeit A. T.s, 1963.
  • Amstutz, Hans/Käser-Leisibach, Ursula/Stern, Martin: Schweizertheater, 2000.
  • Stern, Martin: Vom pazifistischen Mahnmal zum NS-Festspiel. In: Der Bund, 3.2.2001.

Nachlass

  • Schweizerisches Literaturarchiv, Bern.


Autor: Reto Caluori