Daniel Spoerri

Aus Theaterlexikon - CH
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* 27.3.1930 Galatz (Galati, RO). Sohn einer Schweizerin und eines rumänischen Juden, eigentlich Daniel Isaac Feinstein.

1942, nach der Ermordung des Vaters durch rumänische Nationalsozialisten, floh S. mit der Mutter und der später als Schauspielerin tätigen Schwester Miriam S. in die Schweiz. Adoption durch seinen Onkel Theophil S. Nach verschiedenen Aushilfsarbeiten Studium des klassischen Tanzes und der Pantomime in Zürich und Paris, daneben kleine Rollen am →Schauspielhaus Zürich (1952 in Shakespeares "Der Widerspenstigen Zähmung"). 1954–56 erster Tänzer am →Stadttheater Bern, Mitwirkung in Operetten und Musicals sowie in kleinen Rollen im Schauspiel, daneben diverse Inszenierungen am →Kleintheater Kramgasse 6 in Bern (1956 deutschsprachige Erstaufführung von Ionescos "Die kahle Sängerin"; deutschsprachige Erstaufführung von Pablo Picassos "Wie man Wünsche am Schwanz packt", deutsch von Meret Oppenheim, Bühnenbild: Otto Tschumi; Tardieus "Die Sonate und die drei Herren"; Becketts "Warten auf Godot"; Ionescos "La Leçon"). Als Gast auch am →Stadttheater St. Gallen sowie 1957 erneut am Stadttheater Bern. 1957–59 Regieassistent bei Gustav Rudolf Sellner am Landestheater Darmstadt. Die geplante Uraufführung von Tristan Tzaras "Gasherz" (übersetzt von S. zusammen mit →Claus Bremer) wurde von Sellner untersagt. Ab 1959 erneut in Paris, Arbeit als bildender Künstler, einer der hervorragenden Vertreter der Fluxus-Bewegung und zusammen mit Jean Tinguely Mitbegründer der "Nouveaux Réalistes". 1960 Ausstellung der ersten "Fallenbilder", 1968 Eröffnung des "Restaurants Spoerri", 1970 Gründung der "Eat Art Gallery" in den Räumlichkeiten über dem Restaurant in Düsseldorf, 1977–82 Professur an der Fachhochschule für Kunst und Design in Köln und 1983–89 an der Kunstakademie München. Weiterhin auch Theatertätigkeit, darunter bedeutende Performances. Verfasser diverser Dramen, darunter "Ja, Mam, das machen wir" (1962). Am Düsseldorfer Schauspielhaus inszenierte S. 1972 die Uraufführung von Tzaras "Gasherz" und 1973 Ernst Raupachs "Der Müller und sein Kind", an den →Basler Theatern 1973 Richard Brinsley Peakes "Die Vermessenheit oder Das Schicksal Frankensteins. Ein gothisches Melodram, nach Motiven des Romans von Mary Wollstonecraft Godwin Shelley". Als Bühnenbildner Zusammenarbeit mit dem Regisseur Peter Zadek am Schauspielhaus Bochum (1974 "Professor Unrat" nach Heinrich Mann), am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg (1978 Shakespeares "Das Wintermärchen") und an der Freien Volksbühne Berlin (1979 Enzensbergers "Molières Menschenfeind").

Auszeichnungen

  • 1993 Grand prix national de la sculpture.

Literatur

  • Violand-Hobi, Heidi E.: D. S. Biografie und Werk, 1998 [mit Bibliografie].

Vorlass

  • Schweizerische Landesbibliothek, Bern.


Autor: Thomas Blubacher



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Blubacher, Thomas: Daniel Spoerri, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 3, S. 1713–1714.

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