Dramatischer Verein Zürich, Zürich ZH

Aus Theaterlexikon - CH
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Amateurtheater, 1866–1984

Am 1.3.1866 gründeten ehemalige Mitglieder der Didaskalia, einer vor allem in den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts aktiven Gesellschaft ehemaliger Gymnasiasten, den Musikalisch-dramatischen Verein Zürich, der aus einer musikalischen und einer dramatischen Abteilung bestand. In den ersten Jahren nahmen die so genannten musikalisch-dramatischen Soirées, die gewöhnlich im alten Kasino der Stadt Zürich oder im Foyer des →Aktientheaters Zürich stattfanden, einen wichtigen Platz im Programm des Vereins ein. Die erste öffentliche Theateraufführung, Rudolph Kneisel/Ferdinand Gumperts "Die Lieder des Musikanten", fand am 21.3.1867 im "Weissen Kreuz" in Unterstrass bei Zürich statt, ein Jahr später folgte Johann Martin Usteri/Heinrich Cramers "De Vikari", das im Aktientheater aufgeführt wurde. Nach Differenzen zwischen der musikalischen und der dramatischen Abteilung Anfang der siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts und zahlreichen Austritten von Mitgliedern wurde der Verein in D. umbenannt und setzte sich zum Ziel, Stücke in Zürcher Mundart aufzuführen. In der Folge spielte der D. zahlreiche Uraufführungen von Dialektstücken lokaler Autorinnen und Autoren wie beispielsweise von August Corrodi ("De Herr Dokter", 1871; "Wie d’Warret würkt", 1882; "Di Alten-n-und di Junge", 1883), Wilhelm Fürchtegott Niedermann ("Züridütsch", 1881), Leonhard Steiner ("Läbedi Bilder", 1884; "Edelwyss", als Festspiel zum 20-Jahr-Jubiläum, 1886), Emilie Locher-Werling ("Wie’s ä cha gah", 1904), Ulrich Farner ("E moderni Familie", 1905), →Alfred Huggenberger (Dem Pfläger Bollme si bös Wuche», 1914), Ernst Eschmann ("Wer chunt as Rueder?", 1916), →Emil Sautter ("D’ Familie Schlumpf", 1922; "’s Mündel", 1925) und →Jakob Stebler ("En dunkle Punkt", 1930; "En asteckendi Gsundheit", 1935). Anfang des 20. Jahrhunderts förderte der D. die Produktion von Dialektstücken mit Wettbewerben. Daneben wurden hochdeutsche Stücke gegeben, so zum Beispiel 1885 →Charlotte Birch-Pfeiffers "Ulrich Zwingli’s Tod" zur Einweihung des Zwingli-Denkmals in Zürich und 1925 Schillers "Wilhelm Tell" (Regie: →Cäsar von Arx). Der D., der bis in die dreissiger Jahre des 20. Jahrhunderts oft zwei oder mehr Stücke pro Jahr aufführte, spielte in Zürich bis zum Brand in der Neujahrsnacht 1889/90 im Aktientheater, danach vorübergehend im katholischen Vereinshaus am Wolfbach, ab 1896 regelmässig im 1891 neu erbauten →Stadttheater und 1905–21 zusätzlich im →Pfauentheater. Daneben gab der D. zahlreiche Gastspiele in verschiedenen Städten der Schweiz. Ab den vierziger Jahren wurden die öffentlichen Aufführungen des D. weniger und fanden nur noch unregelmässig statt, beispielsweise 1944 Fritz Ritters "s’ Trixli weiss was es will" und 1946 die Uraufführung der Dialektfassung von →Walter Martis "Psyche AG, Lebensberatung" beide im Theatersaal zur Kaufleuten in Zürich sowie 1954 Noldi Senglet/Leo Seidls "Winkelgässli 7" nach "Imbergässli 7" im →Theater am Neumarkt, Zürich ZH. 1984 wurde an einer Generalversammlung die Auflösung des D. beschlossen. Aus dem D. als Schauspieler hervorgegangen ist unter anderen →Emil Hegetschweiler, der dort erfolgreich zahlreiche Hauptrollen verkörperte. →Gottfried Keller war Ehrenmitglied des D.

Nachlass

  • Stadtarchiv Zürich.


Autor: Redaktion



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Redaktion: Dramatischer Verein Zürich, Zürich ZH, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 1, S. 486–487.