Karl Grunder

Aus Theaterlexikon - CH
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* 20.11.1880 auf der Hammegg (Gemeinde Arni) BE, † 5.1.1963 Bern.

Ab 1897 Ausbildung zum Primarlehrer am bernischen Lehrerseminar Hofwil, Lehrerpatent 1900. Während fünfzig Jahren im bernischen Schuldienst tätig, so 1900–02 in Lütiwil (Gemeinde Arni), 1902–17 in Grosshöchstetten und 1917–50 in Bern. G. war eine der Stützen des →Berner Heimatschutz-Theaters. Im Zuge einer Rückbesinnung auf Wert und Bedeutung der Heimat in Volkslied, Volkstheater und Mundart brach G. mit den um 1900 auf dem Lande üblichen Tirolerstücken und ging eigene Wege. Seine Theaterstücke – neunzehn Mundartstücke und ein standardsprachliches Stück – griffen Stoffe auf, die dem Volksleben entnommen waren. Sie fanden Aufnahme in die Sammlung des Berner Heimatschutz-Theaters. G. bediente sich einer treffsicheren Volkssprache, kernig, oft derb, so wie das Bauernvolk des Emmentals um 1900 sprach. Häufig enthalten seine Stücke vertonte Gedichte G.s, weshalb sie teilweise dem Genre des Singspiels zugerechnet werden. Sein Erstling "I der Gnepfi" (1900, nach →Jeremias Gotthelfs "Wurst wider Wurst") wurde vom Männerchor Grosshöchstetten uraufgeführt, dessen Chorleiter G. war. Es folgten Uraufführungen wie "E böse Geischt" (1903, Gesangvereine Grosshöchstetten, Neufassung 1935), "Bärewirts Töchterli" (nach Arthur Bitter, 1905, Dramatischer Verein Grosshöchstetten), "Bode-Hanslis Verlobigsfyr" (1906, Männerchor Grosshöchstetten), "D Stöcklichrankheit" (1907, Gesangvereine Grosshöchstetten), "D Waldmarch" (1908, Dramatischer Verein Grosshöchstetten, nach Bitter), "En Abesitz" (1911, Gesangvereine Grosshöchstetten), "Der Schmied vo Höchstette" (1912, Dramatischer Verein Grosshöchstetten), "Hohwacht" (1914, Dramatischer Verein Grosshöchstetten) und "D Wättertanne" (1931, Turnverein Bümpliz). Nachdem diese Stücke unter G.s Regie uraufgeführt worden waren, fanden sie rasch den Weg auf zahlreiche Landbühnen und gewannen Anerkennung unter den Liebhabern des Mundarttheaters, welche bis heute anhält. Sein Volksstück "Der Ruetehof" (Uraufführung 1928, Männerchor Madiswil) wurde als Volksoper unter dem Titel "Der Rutenhof" am 3.3.1931 am →Stadttheater Bern uraufgeführt (Musik: Hans Adolf Peter, Text: G. und Johannes Haeberli). In G.s Stadtberner Zeit entstanden ferner die vom Berner Männerchor uraufgeführten Volksliederspiele "Heimatsang" (1919), "’s Vreneli am Thunersee" (1925) und "D Wybermühli" (1933) sowie die Mundartstücke "Der Gittüüfel" (Uraufführung 1929, Männerchor Hasle-Rüegsau), "D Ufrichti" (Uraufführung 1939, Berner Heimatschutz-Theater), "D Filmhelde" (Uraufführung 1945, Berner Heimatschutz-Theater) und "D Wysseburgere" (1960). G. verfasste auch die Erzählbände in Berner Mundart "Tröschteli" (1924), "Ds Wätterloch" (1928), "Hammegg-Lüt" (1931), "Göttiwyl" (1941) sowie zahlreiche Liedertexte.

Auszeichnungen

  • 1940 Ehrengabe aus dem Literaturkredit der Stadt Bern,
  • 1946 Ehrengabe der Schweizerischen Schillerstiftung,
  • Ehrenmitgliedschaft der von G. mitbegründeten Bernischen Trachtenvereinigung und der Bernisch-Kantonalen Jodlervereinigung.

Literatur

  • Berner Schriftstellerverein (Hg.): Berner Schrifttum der Gegenwart, 1949.
  • Schwyzerlüt 4–6/1946 und 3/1963 [beide mit Bibliografie].
  • G., K.: Mit Kari Grunder im Ämmital, 1980.

Nachlass

  • Archiv des teaterverlags elgg, Belp.


Autor: Hans-Peter Burla



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Burla, Hans-Peter: Karl Grunder, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 1, S. 759–760.

Normdaten

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