Mariette von Meyenburg

Aus Theaterlexikon - CH
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* 21.5.1900 Zürich, † 12.10.1986 Zürich, eigentlich Henriette Maria von M., auch Marietta von M. Nichte des Komponisten →Frank Martin.

M. studierte 1921–23 Theaterregie und klassisches Ballett in Berlin und kam 1923 nach Basel, wo sie bei →Katja Wulff an der Labanschule ihre Ausbildung in Ausdruckstanz begann, bald Meisterschülerin wurde und ab 1926 als Regisseurin und Choreografin die meisten Stücke der Tanzgruppe "Tanzstudio Wulff" schuf, beispielsweise 1926 die Schulaufführung "Altfranzösische Tänze" (nach alter Musik) und 1927 die erste grosse Aufführung am →Stadttheater Basel gemeinsam mit Wulff: Gruppen- und Einzeltänze zu Werken von Alfredo Casella und das Ballett "Barabau" (Musik: Vittorio Rieti). M. prägte mit ihren Choreografien "Les Bergers et les dieux" (Musik: Rameau) und "Relâche" (Musik: Eric Satie, beide: 1929), "Ariadne" und "Parade" (Musik: Satie, beide: 1931) das Erscheinungsbild der Tanzgruppe und tanzte immer mit. Als grosse, schlanke Frau spielte sie oft Männerrollen, so 1931 Theseus in "Ariadne". Grossen Erfolg als Tänzerin hatte sie auch in "La Maddalena" (französische bassedanse commune) von Lisa Mutschelknaus. Ihr ausgeprägtes Stil- und Formgefühl verband sich mit psychologischer Einfühlung und machte sie zu einer sehr eigenständigen Tanzschaffenden. Oft arbeitete M. mit anderen Künstlern zusammen, zum Beispiel 1936 in "Höfische Tänze" aus dem 15. und 16. Jahrhundert mit der Schola Cantorum Basiliensis unter →Paul Sacher. Während des Zweiten Weltkriegs führte sie 1942 zusammen mit dem Basler Kammerorchester Monteverdis "Combattimento di Tancredi e Clorinda" auf (Inszenierung und Choreografie: M.) und zeichnete 1943 verantwortlich für den Gesamtentwurf und die Inszenierung von "Ein Totentanz zu Basel im Jahre 1943" auf dem Münsterplatz (Musik: Martin). 1945 folgten unter dem Namen Basler Kammerballett, der Nachfolger-Gruppe des Tanzstudios Wulff, "Daphne" (Musik: →Peter Mieg), "Traum" (Johann Heinrich Füssli gewidmet; Musik: Tschaikowsky) und "Jeux" (Musik: Debussy). Nach dem Abbruch ihrer Theaterarbeit blieb M. in engem Kontakt mit Wulff, unterrichtete aber nie. Sie interessierte sich vermehrt für bildende Kunst, besonders den abstrakten Expressionismus und führte eine Praxis für astrologische Beratung in Zürich.

Literatur

  • Zeugin, Bettina: Katja Wulff, 2001.

Nachlass

  • Umfangreiche Dokumentation im Nachlass von Katja Wulff, Deutsches Tanzarchiv Köln.


Autorin: Ursula Pellaton



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Pellaton, Ursula: Mariette von Meyenburg, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 2, S. 1238.

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