Norbert Klassen

Aus Theaterlexikon - CH
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* 30.5.1941 Duisburg (D).

Abitur, danach Ausbildung zum Schauspieler an der Schauspielschule Bochum. Erstes Engagement 1963/64 am Stadttheater Aachen (beispielsweise Tom Schnauz in Shakes­peares "Ein Sommernachtstraum"). Ab der Spielzeit 1964/65 immer wieder bis 1974, auch während der Leitung der eigenen Truppe →Studio am Montag, am →Kleintheater Kramgasse 6 in Bern als Schauspieler, zeitweise auch als Spielleiter tätig (unter anderem 1964/65 als Fred in Sartres "Die ehrbare Dirne" und als Jim O’Connor in Williams’ "Die Glasmenagerie", Regie beide: Thomas Nyf­feler) und an weiteren Theatern, unter anderem 1964/65 am →Stadttheater Bern (Sir Stephen Scroop­ in Shakespeares "König Richard II."und Käferstein in Hauptmanns "Die Ratten"), 1966/67 an der Komödie in Düsseldorf sowie als Gastregisseur an den Kammerspielen Düsseldorf. 1970 Gründung des Studios am Montag in Bern, das K. 1971–87 leitete. Seit 1971 arbeiteten →Janet Haufler und K. in zahlreichen Projekten miteinander: zuerst im Studio am Montag, mit Haufler als Schauspielerin und K. als Regisseur, später in Hauflers und K.s Performances. Zu Beginn der achtziger Jahre fand im Kollektiv eine personelle und inhaltliche Neuorientierung statt, die verbleibenden Mitglieder der Gruppe wandten sich immer mehr der Performance zu. Dieser Schritt wurde 1987 mit der Transformierung des Theaterkollektivs in das →STOP Performance Theater (STOP.P.T.) in Bern konsequent vollzogen. K. verkündete den "Tod des Theaters" und postulierte die Performance als adäquate künstlerische Nachfolgeform. K.s Arbeit ist geprägt von der internationalen Zusammenarbeit mit Kunstschaffenden aus den Bereichen Schauspiel, Musik und bildender Kunst in intermedialen Projekten. Regelmässig arbeiteten er und seine Gruppe beispielsweise mit dem Musiker Urs Peter Schneider und dem Kunsttheoretiker Gerhard Johann Lischka. Die wichtigsten Performance-Produktionen ab 1981 waren das in 108 Teilen geplante Projekt "Menschen 2" (Koproduktion mit der Galerie Lydia Megert und in Zusammenarbeit mit verschiedenen Künstlerinnen und Künstlern), 1987 "Der Schatten des Feuers" und im gleichen Jahr gemeinsam mit dem Ohne-Mich-Theater aus Kassel das Projekt "Achse Kassel–Bern. 2 x Provinz", die 24-Stunden-Performance "Das Brakteaten Stück" (an der Dokumenta 8), "Aus einem vergessenen Projekt" und 1988 die zwölfstündige Performance "Winterreise" nach Schubert sowie 1989–90 "Performance Art Netzwerk", eine dreizehnmonatige Performance in der Galerie Lydia Megert in Bern. 1997 zeigte K. mit dem STOP Performance Theater. Heiner Müllers "Hamletmaschine" im Kleintheater Kramgasse 6. Seit einigen Jahren spielt K. wieder als Schauspieler in ausgesuchten Projekten, beispielsweise 1998 in →Hansjörg Schertenleibs Monodrama "Gewölbe" im →Theaterhaus Gessner­allee in Zürich und im Moussonturm in Frankfurt am Main. 2001 inszenierte K. am →Theater an der Effingerstrasse in Bern Williams’ "Glasmenagerie". 1985 Mitbegründer und seither Mitglied der internationalen Künstlergruppe "Black Market", Teilnahme an internationalen Performancefestivals. 1980–97 wirkte er als Lehrer der Schauspielschule am →Konservatorium für Musik und Theater Bern und 1987–95 an der F + F Schule für experimentelle Gestaltung in Zürich.

Auszeichnungen

  • 1992 Sisyphus-Preis der Stadt Bern [1995 zurückgegeben].

Literatur

  • K., N.: PerformanceArtNetzwerk, herausgegeben von Gerhard Johann Lischka, 1992.

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Autor: Jean Grädel



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Grädel, Jean: Norbert Klassen, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 2, S. 995–996.

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