Schweizerische Theatertanzschule, Zürich ZH

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Die S. bestand 1946–64 unter der Dachorganisation der 1946 in Zürich gegründeten Schweizerischen Theaterschule AG. Bereits Mitte der dreissiger Jahre, einhergehend mit dem Aufschwung der Tanzkunst, gab es am →Stadttheater Zürich unter der Leitung des Balletts von →Pia und Pino Mlakar Versuche, eine Theatertanzschule für den Tänzerinnen- und Tänzernachwuchs aufzubauen und damit die Lücke der in der Schweiz fehlenden Ausbildungsmöglichkeiten für Bühnentanz zu schliessen. Die seit 1941 laufenden Diskussionen um die Gründung einer Schweizerischen Theaterschule AG berücksichtigten den Tanz als eigene Sparte zunächst nicht. 1946 wurde die kleine Ballettschule des Stadttheaters zusammen mit der privaten Schule von →Mario Volkart schliesslich doch als "Abteilung Theatertanz" am Stadttheater unter Volkarts Leitung eigenständiger Teil der Schweizerischen Theaterschule AG neben den Abteilungen Schauspiel (→Bühnenstudio Zürich), Oper (am Konservatorium Zürich) und Volkstheater (geführt durch die →GSVT). Damit kam die S., oft auch "Theatertanzschule" genannt, unter öffentliche Aufsicht und erhielt von der Stadt und dem Kanton Zürich finanzielle Unterstützung. Untergebracht wurde die Schule im Kulissenhaus an der Seerosenstrasse. Obwohl das Stadttheater die Führung der Schule übernahm, war die Schulleitung meistens unabhängig von dessen Ballettmeister. Als Schulleiter wirkten 1946–50 Volkart, 1953/54 →Hans Züllig, 1956–59 →Frédéric Stebler, 1959–61 →Wolfgang Brunner, 1961–63 →Michel de Lutry und 1963/64 Marina Candael; als weitere Lehrkräfte wirkten unter anderen →Herta Bamert, →Maya Kübler, Max Lüem und Annemarie Sutter. Die Subventionen deckten die Fehlbeträge der S. und wurden für Stipendien sowie Sonder- und Ferienkurse verwendet. Die Ausbildungsstätte bot ein breites Fächerangebot von klassischem Ballett, Jazz- und Volkstanz bis zu Pantomime und Akrobatik. Ausserdem standen theoretische Fächer wie Geschichte des Tanzes und Musiktheorie auf dem Stundenplan. Die S. galt als sehr erfolgreich; einige Solistinnen und Solisten der viel beachteten Zürcher Erstaufführung von Tschaikowskys "Schwanensee" (Stadttheater Zürich 1956, Choreografie: →Jaroslav Berger) waren Absolventinnen und Absolventen der S. Neben der Berufsschule wurden Kinder- und Laienklassen unterrichtet. Mit der Liquidation der Schweizerischen Theaterschule AG Ende 1964 wurde die S. am mittlerweile in Opernhaus umbenannten Stadttheater fortgeführt. Zunächst leitete Varpu Maria Heimolainen die Ballettschule, anschliessend 1968–71 Natascha Kelepovska, 1971–72 Marika Besobrasova und 1972–75 →Nestor Mondino. →Hans Meister, Schulleiter 1975–78, gründete bei seinem Amtsantritt eine Knabenklasse und erwirkte die Trennung des Ballettensembles des Opernhauses und der Schule. Ausserdem konnten 1976 an der Dufourstrasse 28 zwei neue Ballettsäle und weitere Schulräume bezogen werden. 1982 wurde die Berufsabteilung der Ballettschule, die zuletzt von →Patricia Neary geführt wurde und nur noch ganz wenige Schülerinnen umfasste, geschlossen. Die Laienkurse, die bereits zuvor den Grossteil der Kurse ausgemacht hatten, wurden im Rahmen der privaten "Ballettschule für das Opernhaus Zürich" fortgesetzt.



Autorin: Ursula Pellaton



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Pellaton, Ursula: Schweizerische Theatertanzschule, Zürich ZH, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 3, S. 1659.