Tanzcompagnie Flamencos en route, Baden AG
Freischaffende Tanztheaterkompanie ohne eigene Spielstätte, Eigenproduktionen, intensive Tourneetätigkeit mit aktuellen Produktionen und Repertoirestücken in der ganzen Schweiz und im europäischen Ausland
Gegründet 1984 von der 1954 geborenen Aargauerin Brigitta Luisa Merki zusammen mit ihrer langjährigen Lehrerin, der Flamencotänzerin und -choreografin →Susana, welche die künstlerische Leitung der Truppe übernahm. Seit 1994 leitet Merki das Ensemble. Zur ersten Formation der Gruppe zählten nebst Merki die Tänzerinnen Antonia Mena, Dominique Lasaki, Juani Berggren und Teresa Martin; das Ensemble variiert jedoch von Produktion zu Produktion. Aus der langjährigen und intensiven Zusammenarbeit mit Susana und deren Ehemann, dem Komponisten →Antonio Robledo, ergab sich eine organische Weiterentwicklung des Flamenco bis hin zu einer Zusammenarbeit mit einem Choreografen des zeitgenössischen Tanzes, Colin Connor, in "Soleá and the Winds. Liebeslieder" (1999). Die T. tritt meist mit Live-Begleitung auf. Sie vergibt Auftragskompositionen, vor allem an den Hauskomponisten Robledo, lässt sich von Literatur inspirieren, zum Beispiel in "La Celestina", und arbeitete mit Künstlerinnen wie der Eisenplastikerin Gillian White (Bühnenbild zu "Gritos") sowie der Malerin Herta Eppler-Joggi (Bühnenbilder zu "Fragmentos I–III" und zu "Soleá and the Winds") zusammen. In den ersten Produktionen wurden Susanas Choreografien zu Kompositionen von Robledo gezeigt: 1985 "Obsesión" und "Jardín de Alegrías", 1987 "A Juan. Momentos de Don Juan flamenco", 1990 "Don Quijote y Sancho Panza" (zweiter Teil des dreiteiligen Programms "Contrastes" nebst "Obsesión" und der Gemeinschaftsproduktion "Ritmo"). Merki schuf die Gruppenchoreografien "Rondón" (1994), "El canto nómada" (1997) und "Soleá and the Winds" (1999, zusammen mit Connor, Musik alle: Robledo) und "Fragmentos I", "Fragmentos II" (zusammen mit Martin) sowie "Fragmentos III. Laberinto Soledad" (alle 2001; während dieses Jahres arbeitete die T. im Theater im Kornhaus in Baden als Ensemble in Residence). Martin, wie Merki Gründungsmitglied von F., choreografierte nach Ideen von Susana "La Celestina" (1991, Musik: Robledo), die 1994 an die Bienal de Arte Flamenco in Sevilla, die wichtigste Flamenco-Veranstaltung in Spanien, und an die Bregenzer Festspiele eingeladen wurde. "El canto nómada" (1997), von Merki zu einer Komposition von Robledo für vierstimmigen Frauenchor, Klavier, Gitarre und Perkussion choreografiert, war mit rund 120 Vorstellungen die bisher erfolgreichste Produktion (eingeladen an die Dresdner Musikfestspiele). Daneben zusammen mit verschiedenen Musikern Solo- oder Duoprogramme von Merki, die den Flamenco puro mit experimentellen Elementen verbinden: "Nocturnos" (1989), "Entre mariposas negras" (1991), "Gritos" für eine Tänzerin, eine Sängerin und eine Sprecherin (1993, zusammen mit Maribel Marín und →Christina Stöcklin) und "Capricho amor" (1996, Duo mit Bruno Argenta). Die T., deren Stil bis heute unverwechselbar geblieben ist, steht für eine künstlerische Weiterentwicklung des Flamenco.
Auszeichnungen
- 1999 Kulturpreis der Aargauer Zeitung (AZ-Medien-Gruppe),
- 2004 →[Hans Reinhart-Ring] der →SGTK an Merki.
Literatur
- Moser-Ehinger, Hansueli W. (Hg.): Tanzcompagnie Flamencos en route. 20 Jahre, 2004.
Autorin: Claudia Rosiny
Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:
Rosiny, Claudia: Tanzcompagnie Flamencos en route, Baden AG, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 3, S. 1793–1794, mit Abbildung auf S. 1794.