Theater Stadelhofen, Zürich ZH
Figurentheater mit eigener Spielstätte, Gastspielbetrieb und Eigenproduktionen
Das T. wurde 1984 als "Puppentheater im Sonnenhof" mit einem internationalen Puppentheaterfestival eröffnet. Voraus gingen jahrelange Bemühungen, in Zürich wieder ein ständiges Marionettentheater einzurichten. 1976, nachdem die Stadt die Liegenschaft "Zum Sonnenhof" erworben hatte, wurden der Verein Zürcher Marionetten-Bühne und wenig später die Gesellschaft des Zürcher Puppentheaters gegründet, und der Gemeinderat beschloss die Renovation der Liegenschaft sowie den Einbau einer Puppenbühne im Keller. 1984 stellte die Stadt das neue Theaterlokal der Trägerschaft des T., dem Verein "Zürcher Marionetten-Bühne – Puppentheater im Sonnenhof" (ein Zusammenschluss der beiden vormaligen Vereine), unentgeltlich zur Verfügung. Als Leiter des T. wählte der Verein 1984 Peter-Matthias Born (Organisation) und die Puppenspielerin Hana Ribi (künstlerische Leitung). Bereits in der zweiten Spielzeit, nun unter dem Namen Zürcher Puppentheater, wurden die zahlreichen Puppentheater-Gastspiele durch die erste Eigenproduktion ergänzt: "Rumpelstilzchen" nach Grimm. 1986 folgte Picassos "Wie man Wünsche beim Schwanz packt" für Erwachsene. Ende 1986 trat Ribi von der Leitung zurück, Anfang 1987 auch Born. 1987–89 leitete Roland Erne die Bühne und ermöglichte 1988 ein zweites internationales Puppentheaterfestival. 1988/89 waren entgegen dem ursprünglichen Vorhaben, rund ein Drittel der Vorstellungen für Erwachsene zu spielen, vier Fünftel Kindervorstellungen. 1989 erhöhte die Stadt die seit Beginn bestehenden Subventionen erneut (ein erstes Mal 1986), die seitdem etwa die Hälfte des Budgets ausmachen. 1989 übernahm Ursula Pfister die Leitung, seit 2001 gemeinsam mit Beat Krebs. Nach wie vor wird der grösste Teil des Programms mit Gastspielen nationaler und internationaler Figurentheater bestritten, welche die formale und technische Vielfalt dieser Theatersparte zeigen. Die Anzahl der Veranstaltungen wurde wieder auf über 200 pro Jahr angehoben (unter Erne waren es rund 125), davon richtete sich ein Drittel an Erwachsene. Alle ein bis zwei Jahre wurde eine Eigenproduktion mit jeweils wechselndem Ensemble realisiert, so zum Beispiel 1995 "Das Biest des Monsieur Racine" nach Tomi Ungerer, 1996 "Tragikomödie des Don Cristóbal und der Doña Rosita" von García Lorca, 1998 die sehr erfolgreiche Produktion "Pu der Bär" nach Alan A. Milne und 2000 "Nacht der Dämonen" von Margaretha Dubach. 1993 rekonstruierte das T. die historische Inszenierung von Gozzis "König Hirsch" des →Schweizerischen Marionettentheaters in Zürich von 1918 in der Ausstattung und mit den Figuren von →Sophie Taeuber; dazu wurden ein kompletter Satz Repliken und die nicht mehr vorhandenen Ausstattungsteile anhand von Fotos und Skizzen angefertigt. Pfister suchte auch die Zusammenarbeit mit anderen kulturellen Einrichtungen, unter anderem dem Literaturpodium der Stadt Zürich und dem Literarischen Club Zürich, nahm Vorträge, szenische Lesungen, Reihen zur Pflege oraler Erzähltraditionen ("Die Welt erzählt", "Die Schweiz erzählt"), die Vorführung von Figurenspielfilmen sowie Kleintheatergastspiele ins Programm auf und veranstaltete gelegentlich Ausstellungen. Darüber hinaus ist die Bühne Partner des Festivals →Blickfelder. Um das vielfältige Programm auch namentlich zu repräsentieren, wurde sie 2000 umbenannt zu "Theater Stadelhofen". Verbandsmitglied: →UNIMA Suisse, →ASTEJ, →KTV.
Spielstätte
Stadelhoferstrasse 12, 8001 Zürich. Das T. wurde von dem Architekten René Haubensak im Gewölbekeller des denkmalgeschützten Patrizierhauses "Zum Sonnenhof" eingerichtet. Der Zuschauerraum mit abgestuften Sitzreihen fasst 150 Plätze; die Bühne misst 4,25 m in der Breite und 4,4 m in der Tiefe bei einer Bühnenraumhöhe von 2,5–3,7 m. Ein in den Boden eingelassener Graben trennt die dahinter liegende Bühne ab und kann je nach Bedarf zugedeckt werden. Ausserdem verfügt die Bühne über einen in der Höhe verstellbaren Boden.
Autorin: Elke Krafka
Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:
Krafka, Elke: Theater Stadelhofen, Zürich ZH, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 3, S. 1886–1887.