Theater am Gleis, Winterthur ZH

Aus Theaterlexikon - CH
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Gastspiele und Koproduktionen, alle Sparten

Ab 1975 erprobte Elisabeth Schalcher in einer Abbruchliegenschaft an der Paulstrasse 18 hinter dem Hauptbahnhof in Winterthur unter dem Namen "Kleines Welttheater" experimentelle Theaterformen mit Kindern und Jugendlichen. 1979 kam Martin Spühler mit seinem Puppentheater hinzu, im September desselben Jahres wurde der Verein Theater am Gleis gegründet, dessen erster Präsident Urs Heck war. Es wurde nun ein Programm für Erwachsene und Kinder angeboten: Theateraufführungen, Lesungen, Liederabende (rund dreissig Veranstaltungen pro Saison), dazu Ausstellungen im Foyer. Das T. verstand sich vor allem als eine Art Ateliergemeinschaft verschiedener Gruppen, der so genannten Hausgruppen, die ihre Produktionen im T. probten und herausbrachten und einen grossen Teil der Aufführungen bestritten. Dazu gehörten unter anderem Eva Lenherr/Jürgen Kleins "K. L. O.-5", heute "Theater und Klein" beziehungsweise "Eva Lenherrs Projekte", ab Anfang der neunziger Jahre das Kindertheater →Theater Katerland und die Tanzkompanie "Rakassa" (heute: "aha!-tanzt") und ab Mitte der neunziger Jahre die Theatergruppe "Der Hannes". Im Herbst 1981 verlegte François Mosimann seine Alternative Musikschule Winterthur ins T. und nannte sie fortan Musikschule am Gleis. Mosimann begann, ein Musikprogramm aufzubauen. 1983–84 war er Präsident des Vereins. Es wurden fünf Arbeitsgruppen gebildet (Sprechtheater, Tanztheater, Kindertheater, Musik und Ausstellungen), die unabhängig voneinander für ihr Programmsegment verantwortlich waren. Es gelang Mosimann, die Subventionen der Stadt von anfänglich 10’000 auf 40’000 Franken zu erhöhen. 1985–93 war der Musiker und Komponist Max E. Keller Präsident des Vereins. Ab 1986 stieg die Subvention auf 60’000 Franken. Da das Haus an der Paulstrasse Ende März 1988 abgebrochen wurde und das neue Domizil am Oberen Graben noch nicht bereit stand, war das T. zu Übergangslösungen gezwungen: Es spielte in einem Zelt an der Stadthausstrasse (im Frühjahr 1989), dann im Theater i de Sidi und im alten Stadthaus. Am 15.12.1990 bezog das T. die "Loge" am Oberen Graben 6 in der Altstadt (zirka 150 Plätze). Zur Eröffnung wurde →Viktor Giacobbos Komödie "Kunst und Schinken" von Giacobbo, →Charlotte Heinimann und →Beat Schlatter gegeben. Verschiedene neue Reihen wurden initiiert: "Jazz am Mittwoch", eine Reihe mit dem hauseigenen "Ensemble TaG", "Buch-Café", "Lyrik-Bar" und "Wort-Galerie". 1993–96 präsidierte Elisabeth Günter den Verein T., seither ist Werner Weilenmann Präsident. 1997 wurde dem T. erneut gekündigt, es fand an der Unteren Vogelsangstrasse 3 in einem ehemaligen Molkerei-Hochregallager nahe beim Bahnhof ein neues Lokal. Die Einweihung fand vom 12. bis am 14.9.1997 mit einem Fest und zahlreichen Aufführungen der fünf Hausgruppen und von namhaften Gästen statt. Das T. zeigt nun zirka 130 Veranstaltungen pro Spielzeit (vierzig aus eigener Produktion, siebzig Gastpiele und zwanzig Vermietungen). Die städtischen Subventionen belaufen sich mittlerweile auf rund 300’000 Franken. Neben den arrivierten Künstlern (unter anderem ­→Joachim­ Rittmeyer, →Trudi Gerster, →Peter Wyssbrod sowie international renommierten Musikern aus den Bereichen zeitgenössische Musik und Jazz), die im T. auftreten, wird dem zeitgenössischen und zum Teil experimentellen Theater-, Tanz-, Musik- und Literaturschaffen aus überwiegend lokaler Produktion eine Plattform gegeben. Neben den regelmässig auftretenden Hausgruppen beherbergt das T. zum Beispiel das dem Winterthurer Schaffen gewidmete Tanzzeit-Festival und die Aufführungen des Jungen Theaters Winterthur und veranstaltet seit 1999 eine Improvisationsreihe unter dem Titel "Curria" mit einem Stamm von Künstlern aus der Region. Verbandsmitglied: →KTV.

Auszeichnungen

  • 2002 Kulturpreis der Stadt Winterthur.

Spielstätte

Untere Vogelsangstrasse 3, 8401 Winterthur. Bühne: 10 m breit, 4,60 m hoch, 7–8 m tief. Platzkapazität: 100 Plätze.



Autor: Tobias Hoffmann-Allenspach



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Hoffmann-Allenspach, Tobias: Theater am Gleis, Winterthur ZH, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 3, S. 1838.

Normdaten

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