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Zuschauerränge

Die Ehrensitze der Magistraten standen in den römischen Theatern auf flachen Steinstufen in der Orchestra. Durch diese Stufen und durch eine Bühne, die bis in den Orchestra-Mittelpunkt vorrückte, wurde die römische Orchestra gegenüber der griechischen verkleinert. Damit die Ehrensitze in der Orchestra ihre Funktion erfüllen konnten, musste die hellenistische Hochbühne aufgegeben werden:

«So wird ein grösserer Bühnenraum geschaffen sein als beim Theater der Griechen, weil alle Darsteller auf der Bühne spielen, in der Orchestra aber Stufenreihen für die Sitze der Senatoren abgegrenzt sind. Die Höhe dieser Bühne soll nicht mehr als 5 Fuss betragen, damit die, die in der Orchestra sitzen, die Gestikulation aller Schauspieler sehen können.» (Vitruv: Zehn Bücher über Architektur, V, 7, 2)

Brüstungen, wie sie die Orchestraplätze von der Cavea trennten, dienten auch im Zuschauerraum der deutlich sichtbaren Rangunterteilung. Ausgeprägte Umgänge zwischen den Rängen oder eine klare Abgrenzung der obersten Sitzreihen erfüllten denselben Zweck.

Unter Kaiser Augustus wurde die hierarchische Sitzordnung bei öffentlichen Veranstaltungen mittels verschiedener Verfügungen ausgebaut:

«Also liess er die Senatoren einen Beschluss fassen, dass bei allen öffentlichen Veranstaltungen, wann und wo auch immer sie gegeben würden, die erste Sitzreihe für Senatoren reserviert bleibe; in Rom erliess er das Verbot, dass Gesandte freier und verbündeter Völker in der Orchestra Platz nahmen, nachdem ihm aufgefallen war, dass auch einige aus dem Stand der Freigelassenen darunter waren. Die Soldaten erhielten Sitze getrennt vom Volk. Den Ehemännern aus dem Volk wies er eigene Sitzreihen zu, den jungen Leuten, die noch die Toga praetexta trugen, wies er ein Segment zu, in dem sie unter sich waren, dicht daneben erhielten die Erzieher ihre Plätze. Auch ordnete er an, dass niemand aus dem gemeinen Volke mitten im Zu-schauerraum sitzen dürfe. War es früher einmal üblich gewesen, dass Frauen neben ihren Männern sassen und sich die Kämpfe der Gladiatoren ansahen, so erlaubte er ihnen nicht einmal das, es sei denn, sie schauten von den oberen Sitzreihen zu.

 

Allein den Vestalischen Jungfrauen räumte er im Theater einen Platz ein, der lag aber abgegrenzt und gegenüber dem Platz des Praetors. Vom Wettkampf der Ringer aber schloss er das weibliche Geschlecht ohne jede Ausnahme aus […].»
(Sueton: Kaiserviten, Augustus 44)

Später kam die Bauweise des Kolosseums dem Bemühen um eine nach sozialem Rang und Geschlecht abgestufte Sitzordnung im Amphitheater entgegen. Der Zuschauerraum war horizontal in fünf Ränge unterteilt. Am nächsten bei der Arena sassen die Senatoren, die Equites, die Priester und ausländische Gesandte, in den zwei obersten Rängen hatten Nichtbürger, Frauen und Sklaven ihre Plätze. Die Zuschauerränge waren durch Umgänge und hohe Brüstungen voneinander getrennt, wobei die Trennung zwischen den zwei obersten Rängen und dem übrigen Zuschauerraum besonders ausgeprägt war. Der Kaiser sass mit seiner Familie und ausgewählten Gästen in der nördlichen Achse des untersten Ranges. Ihnen gegenüber nahmen die Konsuln und, falls der Kaiser die Spiele nicht selbst präsidierte, der Veranstaltungsvorsteher Platz.