Ernst Georg Böttger

Aus Theaterlexikon - CH
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* 1.3.1922 Dortmund (D).

Schauspielausbildung in Bochum und Köln. Während der Ausbildung Einzug in den Kriegsdienst. Schwere Verwundung und vorübergehende Ganzkörperlähmung. Während der Genesungszeit intensive Auseinandersetzung mit Ursprung und Mechanismen der körperlichen Bewegung, Beginn seines Interesses für Pantomime. Abschluss der Schauspielausbildung 1941 in Berlin. 1946–47 Weiterbildung in Pantomime unter Jean Soubeyran in Deutschland. Künstlerische Beeinflussung durch →Bertolt Brecht, Gustav Gründgens, Jacques Lecoq und →Mary Wigman. Nach Arbeiten unter anderem in Deutschland und Holland als Darsteller, Regisseur und Pädagoge kam B. 1959 in die Schweiz. Verschiedene Engagements unter anderem am →Atelier-Theater, Bern BE (1962 in der Rolle des stummen Idioten in →Max Frischs "Andorra") und am →Stadttheater Bern, Bern BE sowie Soloauftritte in Berner Kellertheatern. 1966–92 Lehrer für Schauspiel und Pantomime an der Schauspielschule am Konservatorium für Musik Bern/am Konservatorium für Musik und Theater Bern/an der →Hochschule für Musik und Theater Bern. 1967 gründete B. das Berner Pantomimen Ensemble, das in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre in →Mime Berne, Bern BE umbenannt wurde. Bis 2004 war B. der künstlerische Leiter dieser Amateur-Truppe, für die er zahlreiche Inszenierungen nach der von ihm begründeten Elementarpantomime schuf. Diese greift auf den Totenkult im antiken Griechenland und die damit verbundenen Bewegungsfolgen aus Fünfkampfübungen zurück. Ab 1976 inszenierte er verschiedene Volkstheaterstücke, in denen nebst der Mime Berne zahlreiche Laiendarstellerinnen und ‑darsteller mitwirkten, unter anderem 1976 "Totentanz-Trilogie" (im kirchlichen Zentrum Bürenpark in Bern) und 1984 "Die Pest" (im Berner Münster in Zusammenarbeit mit dem Berner Autor Sergius Golowin). Nachdem er und die Mime Berne ab 1989 mit dem →Theater Remise in Bern eine feste Spiel- und Probestätte hatten, schuf B., ausgehend von literarischen Vorlagen, für sein Ensemble eine Reihe von Mimodramen, unter anderem 1991 "Mimen Faust" nach Goethes "Urfaust" und 1999 "Der blaue Vogel" nach Maeterlinck. Seit 1972 führte B. jährlich ein Pantomimentreffen in Bern durch. Zudem initiierte er eine private Lehrausbildung in Elementarpantomime und verlieh 1975 erstmals Lehrdiplome an Schüler (Mitglieder des Berner Pantomimen Ensembles). Im Theater Remise schliesslich führte er zusätzliche Kurse in Elementarpantomime durch. Mit seinem eigenen künstlerischen Schaffen und mit seiner langjährigen pädagogischen Tätigkeit trug B. wesentlich zur Anerkennung und Verbreitung der Pantomime in der Schweiz bei. Seine Arbeit mit dem Berner Pantomimen Ensemble wurde 1972 in dem zwanzigminütigen Film "Pantos mimestai – Pantomime" von Jürg von Allmen und Urs Hofstetter dokumentiert.

Literatur

  • Rölli Amarok, Edi (Hg.): Panto-Mime. Die Elementarpantomime nach E. G. B., 1993.
  • B., E. G.: Handbuch der Elementarpantomime, 2003.


Autorin: Simone Müller



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Müller, Simone: Ernst Georg Böttger, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 1, S. 252–253.

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