Jean Deroc

Aus Theaterlexikon - CH
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* 5.5.1925 Zürich.

Neben einer kaufmännischen Lehre ab 1938 Ausbildung in klassischem Tanz bei →Mario Volkart an der Ballettschule des →Stadttheaters Zürich, später an der Ecole chorégraphique und bei →Boris Kniaseff in Genf. 1943 erster solistischer Bühnenauftritt am Stadttheater Zürich im Ballett "Die weisse Rose" als Ersatz für einen ausgefallenen Tänzer. Ab 1946 Weiterbildung in Paris und in den fünfziger Jahren bei den Meistern des Modern Dance und Jazztanzes in New York. Erstes Engagement als Tänzer an der Comédie Française, später auch bei Roland Petit in Paris, als Solotänzer an der Opéra Lyon (Hilarion in Adams "Giselle", Prinz in Tschaikowskys "Der Nussknacker"), 1949/50 am →Théâtre Municipal in Lausanne, 1950/51 am →Stadttheater Basel, 1951/52 am Staatstheater in Malmö, 1953/54 am Operettenhaus Hamburg, 1954/55 am →Stadttheater St. Gallen, in Kiel, am Hebbel-Theater Berlin, beim Ensemble von Tatjana Gsovsky in Berlin und bei den Festspielen in Cham. Choreografisch tätig wurde er bereits 1954/55 als Ballettmeister am Stadttheater St. Gallen mit klassischen Werken wie "Divertimento" (Musik: Domenico Scarlatti), "Apollon musagète" (D. als Apollon) oder "Pulcinella" (D. als Pulcinella, Musik beide: Strawinsky). Es folgten Engagements als Ballettmeister 1957–59 am →Stadttheater Luzern, an den Vereinigten Bühnen Graz, am Theater am Goetheplatz Bremen und am Teatro La Fenice in Venedig. Gastchoreografien unter anderem am →Grand Théâtre in Genf, an den Basler Theatern, am Hebbel Theater Berlin, am Landestheater Linz und an der Nationaloper Sofia. Obwohl viele seiner Werke zu klassischen Musikwerken entstanden, befürwortete D. eine Vielfalt der Tanzstile und förderte einen expressiven Bewegungsausdruck. 1965 gründete D. seine eigene Tanzkompanie, das →Schweizer Kammerballett, das bis heute existiert. Mit "Dies Irae" (Musik: Krzysztof Penderecki), einem Oratorium zum Gedenken an die Opfer von Auschwitz, schuf D. 1968 mit dem ZDF in München ein Fernsehprojekt, das im selben Jahr mit dem Fernsehpreis Prix Italia ausgezeichnet wurde. Zu seinen wichtigsten Choreografien zählen daneben die ebenfalls mit dem ZDF entstandene Fernsehoper "Der Flaschenteufel" zu einer Komposition von →Heinrich Sutermeister oder die szenische Aufführung von →Arthur Honeggers "Roi David", Bühnenbild von →Charles Apothéloz (beide 1971). 1973 folgte die Gründung der Königsfelder Festspiele, die bis zur letzten Ausgabe im Jahr 2000 in unregelmässigen Abständen in der Klosterkirche Königsfelden stattfanden und sich ausschliesslich biblischen Themen widmeten. Mitwirkende waren sowohl Sängerinnen und Sänger als auch Tänzerinnen und Tänzer. So entstanden wichtige Choreografien wie "Ludus Danielis", ein mittelalterliches Mysterienspiel als modernes Ballett (1973), Händels "Salomo" (1980) oder die Neufassung von William Schumans "Judith" (1990, erstmals 1964 in Bremen inszeniert). Verdienste um das schweizerische Tanzschaffen erwarb sich D. durch die Verpflichtung von Gastchoreografen am Schweizer Kammerballett, als Mitbegründer und langjähriger Vizepräsident des →SDT sowie seit 1995 als Mitglied der Tanzkommission der Stadt Zürich. Tätigkeit als Ballettpädagoge in Rom, Manila, Jerusalem, Dakar.

Auszeichnungen

  • Medaillen des Erziehungsministeriums von Portugal, der Vrije Universiteit Brüssel, der Haagse Academie voor Lichamelijke Opvoerding Den Haag, der Rubin Academy of Music Jerusalem,
  • 1982 Anerkennungspreis der Schweizer Sportjournalisten als "Künstler des Jahres",
  • 1990 Anerkennungspreis der Aargauischen Kulturstiftung Pro Argovia,
  • 1997 Ehrengabe der Jubiläums-Stiftung der Schweizerischen Bankgesellschaft.

Literatur

  • Garcia, Sylvia (Hg.): J. D. Ein Leben für den Tanz, 2000 [mit Werkverzeichnis].

Vorlass

  • Archives suisses de la danse, Lausanne.


Autorin: Claudia Rosiny



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Rosiny, Claudia: Jean Deroc, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 1, S. 455–456.

Normdaten

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