Kurt Horwitz

Aus Theaterlexikon - CH
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* 21.12.1897 Neuruppin (D), † 14.2.1974 München (D). ∞ Adele Leschka, Schauspielerin. Vater der Dramaturgin Ruth H. 1914–18 Militärdienst, 1919 drei Monate Schauspielunterricht bei Ferdinand Gregori in Berlin.

Debüt als Reporter in Shaws’ "Der Arzt am Scheideweg". 1919–33 an den Münchner Kammerspielen. Emigration in die Schweiz, 1933–38 am →Schauspielhaus Zürich, unter anderem Titelrollen in Shakespeares "Julius Cäsar" und Friedrich Wolfs "Professor Mannheim", Graf Moor in Schillers "Die Räuber", Squenz in Shakespeares "Ein Sommernachtstraum", Gross­inquisitor in Schillers "Don Carlos", Nikolaus von Flüe in der Uraufführung von →Cäsar von Arx’ "Der heilige Held" und Titelrolle in Schillers "Wallenstein". 1938–40 (und danach weiterhin als Gast) für "Individualitätsrollen, als Operettenkomiker und Regisseur" am →Stadttheater Basel, wo H. unter anderem Lessings "Minna von Barnhelm" und "Nathan der Weise", Schillers "Wallensteins Tod" und Wildes "Ein idealer Gatte" inszenierte. 1940–46 erneut am Schauspielhaus Zürich, unter anderem Hassenreuter in Gerhart Hauptmanns "Die Ratten", Thoas in Goethes "Iphigenie auf Tauris", Titelrollen in Shakespeares "König Johann" und Shaws "Caesar und Cleopatra", In­szenierungen von Kleists "Penthesilea", Claudels "Der seidene Schuh" und "Der Bürge" (1945 auch am Stadttheater Basel und am →Stadttheater Luzern sowie 1954 am →Stadttheater St. Gallen), Molières "Der Misanthrop" (auch 1948 in Basel, 1952 am Bayerischen Staatsschauspiel München, 1954 erneut in Zürich, immer mit →Ernst Ginsberg in der Titelrolle) sowie der Uraufführung von →Max Frischs "Nun singen sie wieder". 1946–49 Schauspieldirektor, nach der erzwungenen Demission →Egon Neudeggs 1949/50 zusammen mit →Gottfried Becker und Hans Thudium Kodirektor am Stadttheater Basel, wo H. unter anderem die deutschsprachigen Erstaufführungen von Williams’ "Die Glasmenagerie" und O’Caseys "Rote Rosen für mich" sowie Shakespeares "Mass für Mass", "Hamlet" und "König Richard III.", Schillers "Die Räuber" und Goethes "Faust I" in­szenierte. Im Spielplan fanden sich die von Ginsberg inszenierten Uraufführungen von →Friedrich Dürrenmatts "Der Blinde" und "Romulus der Grosse" (mit H. in der Titelrolle). Daneben spielte und inszenierte H. als Gast auch am →Stadttheater Bern, →Stadttheater Chur und am Stadttheater Luzern sowie weiterhin am Schauspielhaus Zürich, unter anderem die Uraufführungen von Dürrenmatts "Es steht geschrieben" (1947) und Frischs "Als der Krieg zu Ende war" (1949). 1950–53 wiederum am Schauspielhaus Zürich, dort inszenierte er unter anderem Camus’ "Die Gerechten" sowie Molières "Tartuffe", "Der Geizige" und "Der Misanthrop", jeweils mit Ginsberg in der Titelrolle. 1953–58 Intendant des Bayerischen Staatsschauspiels München, dann freischaffender Schauspieler und Regisseur in München, Hamburg, Wien und Zürich, wo er unter anderem 1959 die Titelrolle in der Uraufführung von Dürrenmatts "Frank V."spielte und 1962 die Uraufführung von Dürrenmatts "Die Physiker" inszenierte (auch 1963 an der →Komödie Basel). H., ein stilsicherer und kritischer Regisseur, galt als wichtiger Entdecker von Autoren, Regisseuren und Schauspielern. Im Schaffenszentrum des weltanschaulich vom Katholizismus geprägten H. standen die Werke Claudels und Molières. Funk-, Fernseh- und Filmtätigkeit. Herausgeber einer Gesamtausgabe der Dichtungen Georg Trakls.

Auszeichnungen

  • 1959 Josef-Kainz-Medaille der Stadt Wien. 1961 Bayerischer Verdienstorden.

Literatur

  • Faber, Monika/Weizert, Loni: … dann spielten sie wieder. Das Bayerische Staatsschauspiel, 1946–1986, 1986.


Autorin/ Autor: Anna Beck/Thomas Blubacher



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Beck, Anna/ Blubacher, Thomas: Kurt Horwitz, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 2, S. 874–875.

Normdaten

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