Curt Goetz

Aus Theaterlexikon - CH
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* 17.11.1888 Mainz (D), † 12.9.1960 Grabs SG, eigentlich Kurt Götz. Enkel des Schauspielers und Schriftstellers Wilhelm Rocco, Neffe des Intendanten, Schauspielers und Sängers Fritz Rémond, dessen gleichnamiger Sohn ebenfalls als Theaterleiter tätig war. ∞ I. Erna Nitter, Schauspielerin (1888–86), ∞ II. 1923 →Valérie von Martens, Schauspielerin.

G. wuchs als Sohn eines Schweizers in Halle an der Saale auf und debütierte 1907 als Schauspieler am Stadttheater Rostock, wo er bis 1909 engagiert war (unter anderem Franz Moor in Schillers "Die Räuber"). Es folgten Verpflichtungen 1909–11 am Nürnberger Intimen Theater und ab 1911 (nun mit der Namensschreibweise G.) an verschiedenen Berliner Bühnen, unter anderem an den Barnowsky-Bühnen: 1911–13 am Kleinen Theater und 1913–18 sowie 1919–24 am Lessing-Theater und am Deutschen Künstlertheater, dazwischen 1918/19 am Königlichen Schauspielhaus. 1924–27 war G. Schauspieler und Regisseur am Deutschen Theater, 1927–29 erneut an den Barnowsky-Bühnen, 1930/31 Direktor des Lustspielhauses Berlin. G. war als Schauspieler besonders im Fach des charmanten Bonvivants erfolgreich, spielte aber auch Charakterrollen wie Manders in Ibsens "Gespenster", Wehrhahn in Gerhart Hauptmanns "Der Rote Hahn" und die Titelrolle in Shakespeares "Julius Cäsar". Er schrieb Grotesken, Komödien und Schwänke (darunter "Nachtbeleuchtung", uraufgeführt 1918 am Deutschen Künstlertheater Berlin, und vier Stücke unter dem Titel "Menagerie": "Der Spatz vom Dache", "Die Taube in der Hand", "Der Hund im Hirn" und "Der Hahn im Korb", uraufgeführt 1920 ebenfalls am Deutschen Künstlertheater Berlin). Als er 1923 am Wiener Theater in der Josefstadt sein Stück "Ingeborg" inszenierte (uraufgeführt am 8.10.1921 zur Eröffnung des Theaters am Kurfürstendamm Berlin), lernte er seine spätere Frau Valérie von Martens kennen. Die beiden bildeten ein ideales Schauspieler-Duo, das seit 1924 fast ausschliesslich gemeinsame Auftritte in Stücken von G. bestritt. Ab 1927 führten auch Schweizer Bühnen G.s Erfolgsstücke auf, er selbst gastierte in der Schweiz mehrmals mit eigenem Ensemble, so am →Stadttheater Basel 1927 in "Hokuspokus" (uraufgeführt 1927 in Stettin), 1930 in "Der Lügner und die Nonne" (uraufgeführt 1929 am Thalia-Theater Hamburg), 1931 in "Die tote Tante" (uraufgeführt 1925 am Modernen Theater Wien, später bearbeitet zu "Das Haus in Montevideo"), 1935 in "Dr. med Hiob Prätorius" (uraufgeführt 1932 am Landestheater Stuttgart). Am 5.3.1932 wurde →Ralph Benatzkys Operettenparodie "Circus Aimée", deren Texte G. verfasst hatte, am Stadttheater Basel uraufgeführt (Regie: →Oskar Wälterlin, mit G. und seiner Frau als Gästen). 1936 inszenierte G. am →Schauspielhaus Zürich "Dr. med. Hiob Prätorius" (mit sich selbst in der Titelrolle, Bühnenbild: →Teo Otto). Bereits ab 1925 lebte G. abwechselnd in Deutschland und der Schweiz, 1933 übersiedelte er nach Merligen am Thunersee, arbeitete aber weiterhin als Schauspieler und Regisseur an Berliner Bühnen. 1939–46 lebte G. in den USA, arbeitete für Theater und Film, war Hühnerfarmer bei Los Angeles und kehrte über New York (wo am 12.3.1945 am Playhouse Theatre "Das Haus in Montevideo" unter dem Titel "It’s a Gift" in G.s eigener Regie uraufgeführt wurde) im August 1946 nach Europa zurück. Am 31.10.1946 spielten G. und von Martens am Schauspielhaus Zürich in G.s "Dr. med. Hiob Prätorius" (Regie: Wälterlin), in derselben Saison gastierten sie dort auch in G.s "Drum verzeihen Sie, ha-ha-ha" (Regie: →Wilfried Seyferth) und 1948 in "Hokuspokus" (Regie: →Lukas Ammann). G. lebte in Merligen (1949–51) und Berlin (wo er unter anderem am Renaissance-Theater auftrat), in seinen späteren Jahren nahm er Wohnsitz im liechtensteinischen Schaan. G., der am meisten aufgeführte Komödiendichter deutscher Sprache, schrieb auch satirische Prosa. Viele seiner Bühnenwerke wurden teils mehrmals verfilmt, darunter "Hokuspokus" (1930 mit Willy Fritsch und in englischer Fassung mit Laurence Olivier, 1953 mit G. selbst als Peer Bille, 1965 mit Heinz Rühmann) und "Frauenarzt Dr. Prätorius" (1949 mit G. selbst als Professor Traugott Hermann Nägler, 1964 mit Rühmann). Seit 1958 war G. Mitglied der Akademie der Künste, Berlin. Weitere Bühnenwerke (Auswahl): "Dann lieber nach Afrika" (Uraufführung 1949, Theater in der Josefstadt Wien), "Nichts Neues aus Hollywood" (Uraufführung 1956, Deutsches Schauspielhaus in Hamburg, Regie: Gustaf Gründgens).

Auszeichnungen

  • 1958 Goldenes Ehrenzeichen der Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger,
  • 1959 Titularprofessor (Liechtenstein).

Literatur

  • G., C.: Die Memoiren des Peterhans von Binningen, 1960 [Erinnerungen].
  • Martens, Valérie von: Das grosse C. G. Album, 1968.
  • Knecht, Angelika: C. G., Dissertation Wien, 1970.


Autorin: Brigitte Marschall



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Marschall, Brigitte: Curt Goetz, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 1, S. 729–731.

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