Carl Schell
* 14.11.1927 Wolfsberg (A). Sohn der Schauspielerin →Margarethe S.-von Noé und des Schriftstellers →Hermann Ferdinand S., Bruder der Schauspielerinnen →Immy S. und →Maria S. und des Schauspielers →Maximilian S. ∞ II. Stella Mooney, Schauspielerin. Vater des Schauspielers René S.
Besuch des Gymnasiums in Wien, des Atheneums in Zürich und der Technischen Abteilung des Kollegiums Maria-Hilf in Schwyz. Schauspielausbildung bei seiner Mutter am →Konservatorium für Musik Bern. S. wurde 1946 Leiter der Jugendbühne Bern und hatte unter dem Namen Hermann S. erste Engagements am →Schauspielhaus Zürich, am →Stadttheater Bern (1947 Hastenteuffel in →Carl Zuckmayers "Des Teufels General", Regie: →Hans Lietzau); am →Stadttheater Chur (1948 Bote in →Bertolt Brechts "Die Antigone des Sophokles", Regie: Brecht/→Caspar Neher; Detlev in Zuckmayers "Des Teufels General") sowie 1947–49 am Théâtre des Champs-Elysées in Paris. 1951 wurde S. Professor für dramatische Kunst an der Academia de Arte in Saõ Paulo (Brasilien) und wirkte dort 1952–54 als Leiter des Club International de Arte Dramatica und als künstlerischer Leiter der Pan-American-Film Ltd. in Saõ Paulo. 1958/59 war er Gründer und Leiter der Kammerspiele in der Kongresshalle Berlin. Gastspiele als Schauspieler gab er unter anderem an den Münchner Kammerspielen (1951 Rodolfo in Millers "Blick von der Brücke", Regie: →Heinz Hilpert), an der →Komödie Basel (1957 St. Just in Ustinovs "Der leere Stuhl"), an der Vagantenbühne Berlin (1958 Titelrolle in "Raskolnikow" nach Dostojewski, Regie: Maximilian S.), am →Atelier-Theater Bern (1969 Lenny in Pinters "Die Heimkehr"), am →Klingental-Theater Basel (1970 Trotter in Agatha Christies "Fuchsjagd") und am →Theater vis-à-vis in Basel. 1965–68 Gründer und Leiter des Dana Point International Theatre (1968 Beckmann in der amerikanischen Erstaufführung von Borcherts "Draussen vor der Tür" in eigener Regie) und der Schell-Academy of the Performing Arts in Dana Point (Kalifornien). S. ging mehrfach auf Tournee (1979 alle acht Millionäre in Robert Thomas’ Kriminalkomödie "Die acht Millionäre"; 1981 drei Rollen in Louis Verneuils "Es bleibt in der Familie" in eigener Regie) und gastierte an verschiedenen deutschen Boulevardbühnen sowie am →Bernhard-Theater Zürich (1994 Inszenierung von Chesnots "Ein scharfer Cocktail", er und seine Frau in den Hauptrollen). Er verfasste Drehbücher, Hörspiele und schuf einige Bühnenadaptionen. Ab 1947 diverse Filmrollen (unter anderem Dr. Julian Olcott im Horrorfilm "Lycanthropus"), ab 1960 auch Fernsehen. Filmproduzent und 1984 Gründer der Privatfernsehstation TVI (Television International) in Brissago. 1999 veröffentlichte S. seine Autobiografie "Wir waren vier".
Autor: Mats Staub
Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:
Staub, Mats: Carl Schell, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 3, S. 1594–1595.