Fred Widmer

Aus Theaterlexikon - CH
Zur Navigation springen Zur Suche springen

* 8.9.1913 Basel, † 24.2.1977 Zürich, eigentlich Fritz W. ∞ →Jacqueline Bügler, Sängerin.

W. studierte am →Konservatorium Basel (Klavier und Gesang sowie Dirigieren bei →Felix Weingartner) und in Zürich (Gesang bei →Sylvia Gähwiller). Erstes Engagement – unter dem Namen Fritz W. – 1935–37 am →Stadttheater Basel, wo W. als Ballett- und Opernkorrepetitor, Kapellmeister sowie als Sänger und Schauspieler in kleineren Rollen tätig war. Als Sänger debütierte er 1936 mit Totola in Bernhard Paumgartners Oper "Rossini in Neapel"; 1937 dirigierte er mit Léon Jessels "Die goldene Mühle" seine erste Operetteneinstudierung. 1938–40 wirkte W. als erster Kapellmeister und Sänger am →Städtebundtheater Biel-Solothurn. Dort sang er seine ersten grossen Partien als lyrischer Bariton, so unter anderem Figaro in Rossinis "Il barbiere di Siviglia" und Conte Almaviva in Mozarts "Le nozze di Figaro". Im Sommer 1940 leitete W. über hundert Vorstellungen von →Hans Haug/→Rudolph Bolo Maeglins "Gilberte de Courgenay" im →Corso-Theater Zürich. 1940–44 folgte ein Engagement als Sänger und Schauspieler am →Stadttheater St. Gallen. Dort zählten zu seinen wichtigsten Aufgaben in Oper und Operette: Gilfen in d’Alberts "Die Abreise", Malatesta in Donizettis "Don Pasquale", Graf von Eberbach in Lortzings "Der Wildschütz" und Zar Peter I. in dessen "Zar und Zimmermann", Belamy in Aimé Maillarts "Les Dragons de Villars", Papageno in Mozarts "Die Zauberflöte", Marcello in Puccinis "La Bohème", wiederum Figaro in Rossinis "Il barbiere di Siviglia" und der Jäger in Schubert/→Otto Maag/Weingartners Märchenoper "Schneewittchen" sowie zahlreiche grössere Operettenrollen wie etwa Kapitän Reginald Stone in Paul Abrahams "Die Blume von Hawaii", Graf Georges von Ravigny in →Paul Burkhards "3 x Georges", Paul Aubier in Richard Heubergers "Der Opernball", Joseph Haydn in Georg Jarnos "Das Musikantenmädel", Blasius Römer in Jessels "Schwarzwaldmädel", Graf Tassilo in Kálmáns "Gräfin Mariza", Danilo in Lehárs "Die lustige Witwe", Kronprinz Felix in →Victor Reinshagens "Grete im Glück" und Eisenstein in Johann Strauß’ "Die Fledermaus". Im Schauspiel trat er vorwiegend in Nebenrollen auf, so als Franz Liszt in →Hans Müller-Einigens "Kleiner Walzer in a-Moll", Graf von Kent in Schillers "Maria Stuart", Professor Tournier in der Uraufführung von →Wilhelm Lichtenbergs "Halbgötter", Major Hunter in Steinbecks "Der Mond ging unter" und Grimm in Schillers "Die Räuber". Nachdem W. am →Stadttheater Zürich im Januar 1944 erfolgreich als Dirigent von Oskar Nedbals "Polenblut" eingesprungen war, entschied er sich endgültig für die Dirigentenlaufbahn und übernahm auf die Spielzeit 1944/45 ein festes Engagement als Kapellmeister der Operette am selben Haus. Zusammen mit einem unterdessen legendär gewordenen Sängerensemble brachte er zahlreiche Werke der leichten Muse mit sprühender Lebendigkeit zur Aufführung. Sein Repertoire reichte von den Klassikern Offenbach, Suppé, Johann Strauß, Millöcker und Zeller über deren Nachfolger Fall, Kálmán, Lehár, →Ralph Benatzky, Robert Stolz, Oscar Straus bis zu jüngeren Komponisten wie Joseph Beer, Paul Burkhard, →Tibor Kasics, →Alexander Krannhals, Reinshagen und Friedrich Schröder. Eine besonders enge Beziehung hatte W. zum Werk von Franz Lehár, mit dem er persönlich befreundet war und von dem er in Zürich "Die blaue Mazur", "Friederike", "Der Graf von Luxemburg", "Das Land des Lächelns", "Die lustige Witwe", "Paganini", "Der Rastelbinder", "Wo die Lerche singt", "Der Zarewitsch" und "Zigeunerliebe" dirigierte. W. leitete auch die Uraufführungen von Oscar Straus’ "Die Musik kommt" (1948, Regie: →Fritz Schulz) und "Die Perlen der Cleopatra" (Neufassung 1957, Regie: Helmut Hansel), die Schweizer Erstaufführung von Offenbachs "Madame Favart" (1960, Regie: Hansel) sowie die deutschsprachige Erstaufführung von Francis Lopez’ "La Belle de Cadiz" (1955, Regie: Otto Daue). Als unter Direktor →Herbert Graf der Operettenspielplan eingeschränkt wurde, zog sich W. vom Stadttheater zurück. Er verabschiedete sich am 30.5.1963 mit Johann Strauß’ "Die Fledermaus" und wirkte fortan beim Musikvertrieb AG Zürich als musikalischer Berater und Betreuer des klassischen Repertoires. Neben seinen Engagements am Theater trat W. als Konzertdirigent auf. Ausserdem war er häufiger Gast in den Radiostudios von Bern und Zürich und wirkte ab 1944 auch als Gesangspädagoge.



Autor: Paul Suter



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Suter, Paul: Fred Widmer, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 3, S. 2093–2094.

Normdaten

Vorlage:Normdaten