Fritz Schulz
* 25.4.1896 Karlsbad (Karlovy Vary, heute: CZ), † 9.5.1972 Zürich. ∞ Agnes von Esterházy, Schauspielerin.
Violinstudium in Berlin, im dortigen Bechsteinsaal gab S. mit sieben Jahren sein erstes Konzert. Ab 1913/14 erstes Engagement als Schauspieler am Stadttheater Halle, danach in Tilsit und 1916–34 an verschiedenen Bühnen in Berlin, etwa am Theater in der Behrenstraße, am Lustspielhaus, an der Komischen Oper, an der Komödie und an den Meinhard-Bernauer-Bühnen. Nach dem Ausschluss aus der Reichstheaterkammer auf Gastspieltournee (1934 auch in der Schweiz mit Axel Ivers’ Lustspiel "Liebe auf den zweiten Blick"/"Pfui, Bob!"), ab 1934 Film- und Bühnentätigkeit in Österreich (unter anderem am Theater in der Josefstadt Wien), Ungarn, Schweden und Grossbritannien. 1936/37 und 1938/39 als Gastschauspieler und -regisseur am →Schauspielhaus Zürich. 1939/40 als Gast, 1940–56 im festen Engagement am →Stadttheater Zürich, wo er als Komiker und in der Nachfolge →Walter Felsensteins ab 1940 auch als Oberregisseur der Operette wirkte. Aus der Fülle seiner – durch ihre vielfarbige Skurilität überwältigend komisch wirkenden – Operettengestalten seien stellvertretend der Obereunuch in Lehárs "Das Land des Lächelns" und Njegus in dessen "Die lustige Witwe" sowie Roi Ménélas in Offenbachs "La Belle Hélène" und Fürst Ypsheim in Johann Strauß’ "Wiener Blut" genannt. Höhepunkte seines Wirkens als Darsteller und Regisseur gleichzeitig waren die Uraufführungen von →Paul Burkhards "Tic-Tac" (1947, musikalische Leitung: Burkhard, S. als Meister Pendel) und Oscar Straus’ "Die Musik kommt" (1948, musikalische Leitung: →Fred Widmer; S. als Rubritus). Bei der deutschsprachigen Erstaufführung von →Arthur Honeggers "Les Aventures du roi Pausole" (1953, musikalische Leitung: →Victor Reinshagen) schuf S. die Übersetzung, Bearbeitung, Inszenierung und spielte die Titelpartie. Am →Stadttheater Basel inszenierte S. 1948 Lehárs "Paganini". 1956–63 und 1964–69 trat S. am Schauspielhaus Zürich in klassischen und modernen Stücken auf, darunter 1957 als Julien Du Mesnil in der Uraufführung von Henri Becque/Burkhards "Die Pariserin" und 1958 als Merkur in Kleists "Amphitryon" (Regie jeweils: →Oskar Wälterlin), 1965 als Harro Hassenreuter in Hauptmanns "Die Ratten", 1966 als Narr in Shakespeares "Was ihr wollt" und als Antonin Verduret in François Billetdoux’ "Durch die Wolken" (Regie jeweils: →Leopold Lindtberg). 1962–64 war S. auch am Schauspiel der Bühnen der Stadt Köln engagiert. S. übersetzte und bearbeitete diverse Operettenlibretti. Ab 1917 wirkte er in zahlreichen Stumm- und ab 1930 in Tonfilmen mit, unter anderem 1919 als Kurt Sivers in "Anders als die Anderen", 1933 als Eisenstein im englischen Film "Waltz Time" (nach Johann Strauß’ "Die Fledermaus"), 1940 als Mister Reed in dem in Zürich gedrehten Film um die Abtreibungsproblematik "Dilemma", 1960 als Dorfpfarrer in "An heiligen Wassern". Diverse Fernsehrollen.
Autor: Paul Suter
Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:
Suter, Paul: Fritz Schulz, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 3, S. 1640.