Mani Matter

Aus Theaterlexikon - CH
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* 9.10.1936 Herzogenbuchsee BE, † 25.11.1972 bei Kilchberg ZH (Unfall), eigentlich Hans Peter M. Vater der Schauspielerin und Regisseurin →Meret M.

Studium der Jurisprudenz an der Universität Bern, 1963 Assistent, 1965 Doktorat. 1967 mit Familie in England, begann in Cambridge mit der Habilitation "Die pluralistische Staatstheorie". 1969 wurde M. Rechtskonsulent des Gemeinderats der Stadt Bern, seit 1970 Lehrbeauftragter für Staats- und Verwaltungsrecht an der Universität. Als Jurist entwarf M. 1970 Organisationsform und Statuten für die dissidenten Schriftsteller des SSV, die sich als →Gruppe Olten zu einem neuen Verband zusammenschlossen, und präsidierte deren Gründungsversammlung am 25.4.1971 in Biel. M. war seit seiner Schulzeit Pfadfinder, woher der Name "Mani" stammt; 1955 Mitbegründer, Spieler und Texter eines Pfadfinder-Cabarets (1959 "Ds Attentat uf ds Bundeshuus", 1963 "Jahrmarkt"), ab diesem Jahr auch politisch tätig (1964–67 Präsident der bürgerlich-liberalen Reformpartei "Junges Bern"). Um 1959 erste eigene berndeutsche Lieder zur Gitarre und Veröffentlichung hochdeutscher Gedichte in der Berner Pfadi-Zeitung "Hallo". 1960 auf Anregung des Freundes und Komponisten →Jürg Wyttenbach Neuübersetzung von →Charles Ferdinand Ramuz’ "L’→Histoire du Soldat". Bereits in den sechziger Jahren Auftritte in einer losen Gruppierung, unter anderem mit Ruedi Krebs, Jacob Stickelberger, →Bernhard Stirnemann, Markus Traber und Fritz Widmer, Ende 1966 erste öffentliche Auftritte dieser Gruppe unter dem Namen →Berner Troubadours im →Galerietheater Die Rampe Bern. Mit seinen Soloprogrammen begann M. Anfang der siebziger Jahre, in Kleintheatern der Deutschschweiz zu gastieren, beispielsweise 1970 im →Theater am Hechtplatz Zürich, 1971 im Theater →Fauteuil in Basel und im →Kleintheater Luzern. Seine Schallplatten und die Textbücher "Us emene lääre Gygechaste" (1969) und "Warum syt dir so truurig?"(1973) erzielten hohe Auflagen. 1958–72 führte M. Tagebuch; nach seinem Tod wurden die Notizen von seiner Frau Joy M. gesichtet und herausgegeben: Die "Sudelhefte" (1974) enthalten Aufzeichnungen aus den Jahren 1958–71, das "Rumpelbuch" (1976) ist eine Sammlung von Gedichten, Geschichten, Szenen und dramatischen Skizzen, "Sprechstücken" ("Für sich allein", "Herr Schwaar isst sein Mabiliar"), die – wie oft in seinen Chansons – einen Gedanken hintersinnig durchspielen, um ihn ins Absurde zu treiben. Stickelberger und Widmer stellten am 23.10.1973 im Galerietheater Die Rampe Bern neben neuen Chansons postum das mit M. entwickelte Projekt einer "Kriminalgeschichte" vor. Am 9.5.1976 wurden die kurzen Theaterstücke aus M.s "Rumpelbuch" vom Theaterkollektiv →Studio am Montag im →Zähringer-Refugium in Bern aufgeführt (Regie: Hugo Ramseyer). Unter dem Titel "Die silberne Vogeldüse. Ein Rumpelchammerspiel" hatte am 26.7.1992 eine M.-M.-Hommage der →Komedie Zürich in der →Roten Fabrik Premiere. 2002/03 lief in zahlreichen Schweizer Kinos erfolgreich Friedrich Kappelers Dokumentarfilm "Mani Matter – warum syt dir so truurig?".

Auszeichnungen

  • 1969 Buchpreis der Stadt Bern,
  • 1974 Radiopreis Zürich.

Literatur

  • Hohler, Franz: Fragen an andere, 1973.
  • Hohler, Franz (Hg.): M. M. Ein Porträtband, 1992.


Autorin: Brigitte Marschall



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Marschall, Brigitte: Mani Matter, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 2, S. 1203–1204.

Normdaten

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