Markus Imhoof

Aus Theaterlexikon - CH
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* 19.9.1941 Winterthur ZH. Vater des Schauspielers David I.

Studium der Germanistik, Kunstgeschichte und Geschichte an der Universität Zürich (Lizenziatsarbeit über "Brechts Stücke im Hinblick auf sein theoretisches Werk"). Daneben Hospitanz am →Schauspielhaus Zürich und Regieassistent bei →Leopold Lindtberg. 1967–68 Filmkurse an der Kunstgewerbeschule Zürich bei →Kurt Früh, 1966 erster Versuch mit einem Spielfilm "Wehe, wenn wir losgelassen". Seit 1968 freier Filmautor und ‑regisseur, später auch als Theaterregisseur tätig. I. gilt als Vertreter des neuen Schweizer Films. Sein 1968 entstandener Film "Rondo", ein dokumentarischer Filmessay über den Strafvollzug, war bis 1976 verboten, ebenso der Dokumentarfilm "Ormenis 199 + 69" (1969). In den siebziger Jahren wandte sich I. dem Spielfilm zu, seine Dramaturgie blieb aber vom Dokumentarfilm beeinflusst. Wichtigste Filme: 1974 "Fluchtgefahr" (mit →Wolfram Berger, →Matthias Habich, →Sigfrit Steiner, →Hans Gaugler), der noch einmal den inhumanen Strafvollzug anprangert; 1977 "Tauwetter", in dem I. die Enge einer Ehe in Beziehung setzt zur Enge eines eingeschneiten Bergtals; 1981 "Das Boot ist voll" (mit Tina Engel, Curt Bois, →Mathias Gnädinger), eine kritische Auseinandersetzung mit der Schweizer Asylpolitik zwischen 1933 und 1945, mit der er internationalen Erfolg errang; 1986 "Die Reise" nach Bernward Vespers gleichnamigem Schlüsselroman der 68er-Generation; 1992 "Der Berg" (Drehbuch zusammen mit →Thomas Hürlimann; mit Susanne Lotar, Peter Simonischek und Gnädinger), eine Beziehungsgeschichte, in der die psychologischen Hintergründe des Zusammenlebens auf engem Raum ausgeleuchtet werden; 1997 "Flammen im Paradies", ein Beziehungsdrama auf einer indischen Missionsstation. Neben seiner Filmarbeit inszenierte I. Theaterstücke und Opern, etwa am →Stadttheater Luzern (1987 →Bertolt Brecht/Kurt Weills "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny"), am →Stadttheater Bern (1988 die Schnitzler-Einakter "Die Frage an das Schicksal", "Sylvesternacht" und "Die letzten Masken" unter dem Titel "Sehnsucht der Masken"; 1989 Horváths "Geschichten aus dem Wiener Wald"), am Saarländischen Staatstheater Saarbrücken (1992 →Frank Wedekinds "Lulu"; 1993 Shakespeares "Hamlet"; 1996 →Richard Wagners "Die Meistersinger von Nürnberg"; 1998 Tschechows "Die Möwe", 2000 Elmar Goerdens "Lessings Traum von Nathan dem Weisen", 2002 Shakespeares "Richard II."), am Tiroler Landestheater Innsbruck (1993 Verdis "Falstaff"), am Staatstheater Darmstadt (1999 Donizettis "Lucia di Lammermoor") und an der Volksoper Wien (2001 Mozarts "Die Entführung aus dem Serail"). I. ist Mitglied der Akademie der Künste, Berlin, der Europäischen Filmakademie Berlin und der Academy of Motion Picture Arts and Sciences Los Angeles.

Auszeichnungen

unter anderem

  • zahlreiche Qualitätsprämien des Bundesamts für Kultur,
  • 1969, 1972, 1975 und 1981 Zürcher Filmpreis,
  • 1998 Kulturpreis der Stadt Winterthur sowie,
  • für "Das Boot ist voll"– 1981 Silberner Bär der internationalen Filmfestspiele Berlin (für Drehbuch und Schauspielerführung) und
  • 1982 Oscar-Nomination für den besten fremdsprachigen Film.


Autorin: Ute Kröger



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Kröger, Ute: Markus Imhoof, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 2, S. 900–901.

Normdaten

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