Hanne Hiob
* 12.3.1923 München (D). Älteste Tochter des Schriftstellers →Bertolt Brecht und der Sängerin Marianne Zoff. ∞ Joachim H., Arzt. Nach der Trennung der Eltern aufgewachsen bei ihrer Mutter, die 1928 den Schauspieler Theo Lingen heiratete.
Tanz- und Schauspielunterricht in Wien. 1942–44 unter dem Namen Hanne Lingen Engagement zunächst als Tänzerin, dann als Schauspielerin am Landestheater/Reichsgautheater Salzburg, daneben Filmtätigkeit (in "Frau Luna" und "Es fing so harmlos an", Regie jeweils: Theo Lingen). 1946/47 Engagement als Schauspielerin am Volkstheater Wien (unter anderem Leontine in Gerhart Hauptmanns "Der Biberpelz"), 1947/48 am Stadttheater Straubing. Nach längerer Krankheit 1953–58 unter Oscar Fritz Schuh am Theater am Kurfürstendamm Berlin verpflichtet (unter anderem Prinzessin in →Max Frischs "Die chinesische Mauer", Titelrolle in Büchners "Leonce und Lena"), danach am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg (1959 Titelrolle in der Uraufführung von Brechts "Die heilige Johanna der Schlachthöfe", Regie: Gustaf Gründgens; dieselbe Rolle 1968 am Berliner Ensemble und 1971 bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen), an den Kammerspielen München (unter anderem 1975 Titelrolle in Brechts "Die Gewehre der Frau Carrar"), am Schiller-Theater Berlin (1973 in Becketts "Nicht-Ich") sowie am →Schauspielhaus Zürich (1962 Monika Stettler in der Uraufführung von →Friedrich Dürrenmatts "Die Physiker" mit ihrem Stiefvater Theo Lingen als Einstein, Regie: →Kurt Horwitz; 1965 Grusche in Brechts "Der kaukasische Kreidekreis", Regie: →Leopold Lindtberg; 1966 Zsófi in Hays "Haben", Regie: Hansgünther Heyme). Seit 1976 ausschliesslich Lesungen, politische, zumeist antifaschistische und pazifistische Veranstaltungen (1980 "Der anachronistische Zug oder Freiheit und Democracy" aus Anlass der Kanzlerkandidatur von Franz-Josef Strauß; 1990 zur Bundestagswahl), Gastspiele mit literarisch-politischen Programmen ("Haifische und andere Menschen", Münchner Kammerspiele 1993).
Literatur
- Becker, Peter von: "Ich muss über meine Sachen am meisten lachen."Begegnungen mit der Tochter Brechts. In: Theater heute 4/1983.
Autor: Thomas Blubacher
Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:
Blubacher, Thomas: Hanne Hiob, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 2, S. 845–846.