Otto Morach

Aus Theaterlexikon - CH
Version vom 22. Oktober 2015, 14:29 Uhr von de>Fid darstellende kunst (Neuer Abschnitt →‎Normdaten)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

* 2.8.1887 Hubersdorf SO, † 25.12.1973 Zürich. ∞ 1923 Hermana Sjövall, Textilgestalterin.

Nach zwei Semestern Studium an der Universität Bern erwarb M. 1908 das Sekundarlehrerpatent. Gleichzeitig Kurse an der Kunstgewerbeschule Bern. Tätigkeit als Sekundarlehrer. 1910/11 und 1912/13 Studienaufenthalte in Paris, Reisen nach München, Prag, Dresden, Berlin. 1914–18 Zeichenlehrer und Maler in Solothurn; Kontakte zu den Zürcher Dadaisten und →Sophie Taeuber. 1918 Mitglied der Künstlergruppe Das Neue Leben. 1919 übersiedelte M. nach Zürich und wurde Lehrer für ornamentales Zeichnen an der Kunstgewerbeschule (bis 1953, mit einigen Unterbrechungen zwecks Studienreisen). Ab 1953 Arbeit als freischaffender Künstler in Zürich. M.s erste Arbeit als Ausstatter entstand 1918 für das Marionetten-Theater innerhalb der Schweizerischen Werkbund-Ausstellung, das neun Inszenierungen auf den Spielplan gesetzt hatte. M. schuf die Ausstattung zu Claude Debussys "La Boîte à joujoux" (Libretto nach André Hellé, Figuren geschnitzt von: →Carl Fischer). In der Konzeption der Figuren ging er von seinen Aktstudien aus und verarbeitete bildnerische Elemente des Expressionismus und Kubismus. Ausserdem rezipierte er die Ideen Edward Gordon Craigs und →Adolphe Appias, die 1914 bei der Theaterkunst-Ausstellung in Zürich vorgestellt worden waren und eine neue antirealistische Formensprache am Theater propagiert hatten. Nachweislich aufgeführt wurden 1918 jedoch nur acht der angekündigten Inszenierungen. Debussys "La Boîte à joujoux" wurde offenbar nicht gezeigt. Erst 1988 kam das Marionettenballett in M.s Ausstattung dank eines Rekonstruktionsauftrags des Kunstmuseums Solothurn dort zur Aufführung. Ausser diesem ersten Auftrag 1918 schuf M. für das →Schweizerische Marionettentheater während seines Bestehens mehrere Ausstattungen, die Figuren schnitzte jeweils Fischer: 1921 Emil Alfred Herrmanns "Das Gotteskind" (Textbearbeitung: M. und Fischer, Letzterer auch Mitarbeit bei den Figurenentwürfen, musikalische Leitung: J. J. Nater), 1923 →Carl Friedrich Wiegand/→Jakob Rudolf Weltis "Doktor Faust. Ein Puppenspiel" (Regie: Ottilie Hoch-Altherr, Musik: Paul Müller) und als Auftragswerk des Kunstvereins Winterthur Thomas Rofflers "Spuk im Kunsthaus", 1926 de Fallas "Meister Pedros Puppenspiel" (Regie: Hoch-Altherr und →Johannes von Spallart, musikalische Leitung: Alexander Schaichet) und 1931 →Walter Leschs "Kasane", ein Puppenspiel nach einem altjapanischen Bühnenstück (Regie: →Mathilde Danegger). Für die Nachfolgebühne, die →Zürcher Marionetten, schuf M. 1944 die Ausstattung für Poldinis "Prinzessin und Vagabund" (Regie: Hoch-Altherr, musikalische Beratung: →Max Conrad), "Das Gotteskind" und "Faust" wurden in das Repertoire der neuen Bühne übernommen.

Nachlass

  • Die von M. entworfenen Marionetten befinden sich im Museum Bellerive in Zürich.

Auszeichnungen

  • 1925 zwei Goldmedaillen an der Pariser Weltausstellung,
  • 1971 den Wilhelm-Grimmi-Preis,
  • 1971 Kunstpreis des Kantons Solothurn.

Literatur

  • Wullimann, Peter: O. M. Leben und Hauptwerk des Malers, 1970.
  • Schaller, Marie-Louise: O. M. 1887–1973, 1983.
  • Drack, Lothar: O. M. Seine Arbeit für das Marionettentheater "La boîte à joujoux", 1988.


Autorin: Elke Krafka



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Krafka, Elke: Otto Morach, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 2, S. 1269–1270, mit Abbildung auf S. 1270.

Normdaten

Vorlage:Normdaten