Ursula von Wiese

Aus Theaterlexikon - CH
Zur Navigation springen Zur Suche springen

* 21.4.1905 Berlin (D), † 1.5.2002 Zürich, eigentlich Ursula von W. und Kaiserswaldau. Tochter des Soziologen Leopold von W., Schwester des Germanisten Benno von W. ∞ 1931 →Werner Johannes Guggenheim, Dramatiker. Mutter der Tänzerin und Fernsehansagerin Cordelia Guggenheim.

Privater Schauspielunterricht in Köln bei Franz Goebels, erste Rollen am Volkstheater Köln und an der Düsseldorfer Freilichtbühne (1920 alternierend mit Gustaf Gründgens Puck in Shakespeares "Ein Sommernachtstraum"). Dann Besuch der Schauspielschule Köln unter →Gustav Hartung, in Berlin Schauspielunterricht bei Wladimir Sokoloff. Engagements am Bergtheater Thale (Marie in Shakespeares "Was ihr wollt"), 1925/26 an den Groß-Berliner Schauspielen in Berlin, 1926/27 am Albert-Theater Dresden, daneben Tanzunterricht bei Gret Palucca, 1927–29 am Staatlichen Theater Kassel (Edrita in Grillparzers "Weh dem, der lügt"), danach bis 1931 an verschiedenen Berliner Bühnen, unter anderem am Kabarett der Komiker, am Theater am Nollendorfplatz und am Lessing-Theater. 1929 in Ascona Bekanntschaft mit Guggenheim. Nach ihrer Heirat 1931 Übersiedlung in die Schweiz. 1936 Mitglied der von Guggenheim gegründeten Schweizerischen Volksbühne, unter anderem Tante Otilie in →Curt Goetz’ "Ingeborg" und Inszenierung von Emil Kägis (→Schaggi Streuli) "De Geissepeter uf der Zauberalp". 1939 Mitglied des Cabarets à la carte in Zürich. Als Gast an diversen Schweizer Bühnen, unter anderem am →Stadttheater Zürich (1954/55 Herzogin-Mutter in Johann Strauß’ "Das Spitzentuch der Königin"), an der Kleinen Komödie Zürich, am →Galerietheater Die Rampe in Bern, am →Theater Heddy Maria Wettstein in Zürich, 1990/91 auf Tournee mit →Bumper to Bumper (Urgö in Inge Stüber/Liselotte Tännlers "Ego-ist-innen"). Zudem übernahm sie diverse Fernseh- und Filmrollen (unter anderem 1959 in →Kurt Frühs "Café Odeon", 1976 in Jesús Francos "Jack the Ripper – Der Dirnenmörder von London" mit Klaus Kinski). W. war aber vor allem tätig als Textredaktorin bei der "Zürcher Illustrierten", als Verlagslektorin beim Scherz-Verlag Bern und beim Arche-Verlag Zürich sowie als freie Schriftstellerin und Übersetzerin (rund 300 Übersetzungen aus dem Skandinavischen, Französischen, Englischen und Amerikanischen, darunter Buster Keatons "Schallendes Gelächter" und Groucho Marx’ "Schule des Lächelns" sowie →Alfred Gehris Stück "Das Ende der sechsten Etage"). W. schrieb das Märchen "Mineli und Stineli und die Zaubergeige", das sie zusammen mit Guggenheim dramatisierte (24.10.1942 im →Küchlin-Theater Basel als Produktion des →Stadttheaters Basel uraufgeführt), und veröffentlichte die Romane "Neun in Ascona" (1932, gemeinsam mit Guggenheim), "Der Todessprung" (1943, unter dem Pseudonym Renate Welling) und "Törichtes Mädchen" (1944). Ferner schrieb sie, beeinflusst von Hans Christian Andersen, weitere Märchen, veröffentlichte Kinder- und Jugendbücher, verfasste 1948 ein Brevier für Liebeskultur (gemeinsam mit Traute von Steiger), Kochbücher, die "Kleine Fibel für gutes Deutsch" (1984) und "Deutsch am Pranger. Wörter beim Wort genommen" (1999) sowie die Autobiografie "Vogel Phönix. Stationen meines Lebens" (1994). W. war Mitglied des PEN-Clubs und 1973–78 Präsidentin der →GSD.

Auszeichnungen

  • 1975 Ehrengabe des Kantons Zürich,
  • 1978 Preis der Stiftung Pro Arte,
  • 1985 Ehrengabe der Stadt Zürich,
  • 1986 Preis der Steo-Stiftung.


Autor: Dietrich Seybold



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Seybold, Dietrich: Ursula von Wiese, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 3, S. 2100–2101.

Normdaten

Vorlage:Normdaten