Emmentaler Liebhaberbühne, Burgdorf BE

Aus Theaterlexikon - CH
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Amateurtheater, vorwiegend Sprechtheater in Dialekt

Die E. entstand aus den jährlichen Theateraufführungen des Arbeitermännerchors Hasle-Rüegsau und wurde als reiner Theaterverein 1960 gegründet. In der ersten Hälfte der sechziger Jahre standen Volkstheaterstücke in Mundart von Autoren wie →Simon Gfeller, →Jakob Stebler, →Hans Rudolf Hubler, →Cäsar von Arx oder →Karl Grunder auf dem Spielplan. Als Regisseure wirkten damals Hermann Menzi und Ernst Würsten, bereits seit 1961 auch →Rudolf Stalder, der die E. mit seinen Inszenierungen bis 1996 prägte. Daneben wirkte er als Bearbeiter von Stoffen und Stücken und übertrug zahlreiche Theatertexte ins Berndeutsche. Mit der Uraufführung seines Stückes "Heisses Yse" (1966) wurde Stalder zum Hausautor. Seit 1966 hat die E. immer wieder Stücke uraufgeführt (beispielsweise 1968 Klaus Cornells Musical "O Paola", 1969 Hublers "Der Hauptmann braucht keinen Urlaub" nach Rasmussens Roman, Regie: →Hans Gaugler). Bis 1968 schuf Maria Rechsteiner-Stalder die Bühnenbilder, in den siebziger und achtziger Jahren Kurt Zahm. Anschliessend engagierten sich Sonja Amacher als Bühnenbildnerin und Michael Lüthi als Kostümbildner. Ab 1993 war der Sänger →Ulrich S. Eggimann als Koregisseur neben Stalder tätig und löste diesen 1997 als Hausregisseur ab. Nun standen zunehmend Klassiker der Dramenliteratur, von Stalder ins Berndeutsche übertragen, auf dem Spielplan: unter anderem "E Jux" nach Johann Nestroys "Einen Jux will er sich machen" (1998) und "Dr Ring" nach Lessings "Nathan der Weise" (2001). Berner Autoren sind jedoch nie aus dem Programm verschwunden: 1990 wurde Gfellers "Geld und Geist" nach →Jeremias Gotthelf inszeniert, 1997 zu Gotthelfs 200. Geburtstag "Anne Bäbi Jowäger" in einer Fassung von Stalder und Michael Schaer, der ab 1996 dramaturgische Mitarbeit leistete, und 2003 Stalders "Ueli" nach Gotthelfs "Ueli der Knecht" und "Ueli der Pächter". Als langjährige Mitglieder, Darstellerinnen und Darsteller, die später teilweise, zum Beispiel durch Fernsehfilmrollen, einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurden, prägten Hans Wittwer, Paul Born, Greti Jakob und Christine Kohler die E. Seit Beginn der siebziger Jahre wurden fast alle Inszenierungen vom Schweizer Fernsehen DRS aufgezeichnet. Als besondere Erfolge der E. gelten die Einladung zur Schweizerischen Landesausstellung Expo 64 in Lausanne, wo sie zwei Produktionen zeigte, und Gauglers Inszenierung der Dialektfassung von →Friedrich Dürrenmatts "Der Besuch der alten Dame" (1973). Wurden in den Anfängen jährlich mehrere Stücke (bis zu sechs, mit jeweils rund vier bis zwanzig Aufführungen, inklusive Gastspiele) produziert, so seit den siebziger Jahren in der Regel jährlich eines (mit jeweils 25–30 Aufführungen). Zu Beginn spielte die E. an unterschiedlichen Orten, etwa im Kellertheater im "Bären" in Rüegsau (rund 120 Plätze), 1962–90 in der Regel im Saal des Gasthofs "Zum Weissen Kreuz" in Hasle-Rüegsau (rund 250 Plätze). Ab Herbst 1985 gastierte sie vorübergehend zusätzlich in der Aula in Heimberg und im →Casino-Theater in Burgdorf, das 1990 zur neuen Heimbühne wurde. Die E. gab immer wieder Gastspiele, ab 1995 jährlich im Gasthof "Rüttihubelbad" in Walkringen. Sie finanziert sich aus den Spieleinnahmen, Mitgliederbeiträgen und Fernsehgagen. Verbandsmitglied: →ZSV.



Autorin: Anne Jäggi



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Jäggi, Anne: Emmentaler Liebhaberbühne, Burgdorf BE, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 1, S. 532–533.