Vorstadt-Theater Basel, Basel BS

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Bezeichnung einer Spielstätte und von deren Hauptuntermieterin, der freien Theatergruppe "Vorstadt-Theater Basel", früher "Theater Spilkischte"


Die Spielstätte "Vorstadt-Theater Basel"

Nachdem die Räumlichkeiten in der St.-Alban-Vorstadt 1946 zum ersten Mal mit einer Schultheateraufführung des Mädchengymnasiums bespielt worden waren, werden diese seit 1979 an die freie Theatergruppe Theater Spilkischte vermietet. Die Liegenschaft wurde 1940 auf Wunsch der deutschen Kolonie in Basel von der Hans-Röchling-Stiftung erworben, diese liess sie renovieren und durch ein separates Gebäude, den St.-Alban-Saal (die heutige Spielstätte), erweitern. Das Gebäude wurde unter dem Namen "Deutsches Heim" zum Zentrum der in Basel situierten nationalsozialistischen Organisationen. Ab 1946 mietete die Einwohnergemeinde der Stadt Basel die Liegenschaft, die sie 1950 erwarb. Ab 1979 ist der Sozialpädagogische Dienst des Erziehungsdepartements der Stadt Basel der Untervermieter der Räumlichkeiten, welche im selben Jahr nach dem Hauptuntermieter "Theater Spilkischte" benannt wurden. 1990 wurde die Spielstätte in "Vorstadt-Theater Basel" umbenannt, die von den jeweiligen Leiterinnen und Leitern der Theatergruppe Theater Spilkischte geführt wird. Das V. ist nicht nur der Aufführungsort des Hauptuntermieters, es tritt seit seinem Bestehen auch als Gastgeber auf und lädt Theatergruppen aus dem In- und Ausland zu Gastspielen ein. Daneben wurde 1992 im V. erstmals die Reihe "Theater in der Mittagspause" veranstaltet.

Spielstätte

St. Alban-Vorstadt 12, 4052 Basel. 1940 erbaut. Theatersaal: Mehrzweckraum, ebenerdige Bühne. Platzkapazität: etwa 100 Plätze. Bühne: 9,5 m breit, 4,1 m hoch, 7,5 m tief. Portal: 9,4 m breit, 4 m hoch. 1988 Umbau: Zuschauerpodesterie, Metall-Decken-Rost für Scheinwerfer über der Bühne sowie diverse Renovationen. 1994 Umbau der Räume über dem Entreebereich in ein Büro und 1998/99 Umgestaltung der Fassade und des Eingangsbereichs.


Die Theatergruppe "Vorstadt-Theater Basel"

Freie Gruppe, festes Kernensemble und Stückverträge

Der Hauptuntermieter der Spielstätte ist die freie Theatergruppe V., früher "Theater Spilkischte". Sie wurde 1974 gegründet und war die erste professionelle Theatergruppe der deutschsprachigen Schweiz, die ganzjährig ausschliesslich Theater für Kinder spielte. Rechtsträgerin ist die Theatergenossen­schaft für Kinder, die am 25.1.1974 von einigen Theaterschaffenden, darunter →Hans J. Ammann, →Gerd Imbsweiler und →Ruth Oswalt, gegründet wurde. Imbsweiler und Oswalt sorgen seitdem für Kontinuität in der Theatergruppe, deren Leitung bis 1980 Imbsweiler, bis 1990 →Fredy Heller, bis 1996 Christian Bleiker und bis 1999 Uwe Heinrich innehatten; seit 1999 leitet Annette Rommel die Gruppe. Das Ensemble besteht mittlerweile aus vier Schauspielern. Zusätzlich werden Theaterschaffende jeweils produktionsbezogen engagiert. Zunächst war die "Spilkischte" ein reines Theater für Kinder, 1983 wurde sie in "Theater Spilkischte" umbenannt und neu als "Theater für alle" konzipiert. Seit 1999 trägt sie den Namen ihrer Spielstätte: V. Ab 1979 nannte sie sich auch «Theater Spilkischte im Vorstadt-­Theater». Die erste Produktion der Gruppe war 1974 "Kikerikischte" nach Paul Maar im Basler Volkshaus an der Rebgasse 12. Dieses bespielte sie bis 1977. 1977/78 zeigte sie im Gemeindehaus Oeko­lampad am Allschwilerplatz "Des Kaisers neue Kleider" nach Andersen. Ende der siebziger Jahre zog sie in die jetzige Spielstätte und eröffnete diese am 20.1.1979 mit der Ensembleproduktion "Ich heisse Jakob". Zunächst führte die "Spilkischte"­ Kinderstücke unter anderem von →Hansjörg Schneider, →Franz Hohler und F. K. Waechter auf. Bald begann sie, eigene Stücke und Strassentheaterprojekte zu entwickeln. Pro Saison erarbeitet sie eine, maximal zwei Produktionen, die sie sowohl in Basel als auch auf regelmässigen Tourneen im In- und Ausland zeigt. 1987 wurde mit →Beat Fäh erstmals ein Regisseur von aussen beigezogen, der den Stil seither entscheidend mitprägte, unter anderem in seinen Inszenierungen von Ionescos "Die Stühle" und Fähs "König Jool der Letzte". Seit 1992 arbeitet die Regisseurin →Antonia Brix regelmässig fest am Haus. 1993 richtete der holländische Kinder- und Jugendstückautor Ad de Bont eine szenische Lesung seines Stücks "Mirad – ein Junge aus Bosnien" ein. Die "Spilkischte" wurde mit ihrer damals ungewöhnlichen, eher formalen Ästhetik und der Inszenierung komplexer Stücke für Kinder wegweisend für das Kindertheater des deutschen Sprachaums. Sie zeigte viele ihrer Produktionen an wichtigen Theaterfestivals im In- und Ausland. In der Spielzeit 2004/05 wurde unter der Leitung von Rommel und Ursina Greuel die "Werkstattreihe für Neue Dramatik" mit bis zu vier Inszenierungen pro Saison eingerichtet. Seit 1976 erhält die Theatergruppe regelmässig Subventionen. 1980 wurde zudem ein Gönnerverein gegründet. Ver­bandsmitglied: →ASTEJ, Genossenschaft zur Förderung der Basler Kleintheater (GBK), →KTV und →VTS.

Auszeichnungen

  • 1987 Kunstpreis der Stadt Basel und
  • 1995 ASTEJ-Preis für Kulturvermittlung.

Literatur

  • 10 Jahre Theater Spilkischte, 1984 [Broschüre].
  • Schlienger, Alfred/Vogel, Fritz Franz: TheaterRausCH! Schweizer Szenen für ein junges Publikum. Einblicke anlässlich von 25 Jahren Theater Spilkischte, 1999.


Autorin: Eveline Gfeller



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Gfeller, Eveline: Vorstadt-Theater Basel, Basel BS, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 3, S. 2026–2028, mit Abbildung auf S. 2027.