Johann Heinrich Pestalozzi

Aus Theaterlexikon - CH
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* 12.1.1746 Zürich, † 17.2.1827 Brugg AG.

Studierte nach dem Besuch der Lateinschule und 1761–63 des Collegium humanitatis am Collegium Carolinum in Zürich bei den Aufklärern →Johann Jakob Bodmer und Johann Jakob Breitinger. Als Mitglied des "Patriotenbundes" befasste er sich mit vaterländischer Geschichte und staatsreformerischen Ideen. Seit 1764 Mitglied der Helvetischen Gesellschaft zur Gerwe, in der er mit der politischen Philosophie Rousseaus und Montesquieus bekannt wurde; 1766 Studienabbruch. Beeindruckt von Salomon Gessners "Idyllen" (1762) beschloss P., Landwirt zu werden, ging 1767–68 beim Berner Patrizier Johann Rudolf Tschiffeli in die Lehre und gründete 1771 im aargauischen Birrfeld das Mustergut "Neuhof", auf dem er sich auch erzieherisch der Landjugend annahm. Um 1780, nach dem wirtschaftlichen Scheitern des Projekts, wandte er sich in volkserzieherischer Absicht der Schriftstellerei zu und veröffentlichte die Abhandlung "Die Abendstunde eines Einsiedlers" (1780), den Roman "Lienhard und Gertrud" (1781–87) und "Christoph und Else" (1782). In weiteren Schriften setzte sich P. mit sozialen und politischen Fragen auseinander und entwickelte seine Methode des Elementarunterrichts. Während der Helvetischen Republik Pläne zur Errichtung einer Armenerziehungsanstalt. Kurzzeitig Leitung eines Waisenhauses und einer Erziehungsanstalt in Stans. 1800 liess sich P. in Burgdorf nieder. 1801 Veröffentlichung des pädagogischen Hauptwerks "Wie Gertrud ihre Kinder lehrt" und Gründung des Burgdorfer Instituts, an dem P. seine Methode einer ganzheitlichen, dem Prinzip der Anschauung verpflichteten Pädagogik erprobte; das Institut wurde 1804 nach Münchenbuchsee verlegt und ab 1805 in Yverdon fortgeführt. 1808 Gründung der Schweizerischen Gesellschaft für Erziehung in Lenzburg. Trotz wiederkehrender interner Konflikte, die 1825 die Auflösung mit herbeiführten, entwickelte sich das Institut zu einem pädagogischen Zentrum von europäischer Bedeutung. Anlässlich der Gedenkfeier im Jahr 1927, die, wie jene von 1946, noch Ausdruck ungebrochener P.-Verehrung war, wurde sein Roman "Lienhard und Gertrud", der wie zahlreiche Schriften P.s über weite Strecken in Gesprächsform gehalten ist, für die Bühne bearbeitet (als fünfaktiges Schauspiel von Pauline Jaeggi und als Volksstück in sechs Bildern für die Jugendbühne von Hans Jüllig). P.s dramatische Szenenfolge "Künigunde. Die Geschichte einer Versuchung", die neben weiteren kleineren dramatischen Versuchen 1782 in der Wochenschrift "Ein Schweizerblatt" erschienen war, aber zunächst keine Aufnahme in seine "Gesammelten Werke" gefunden hatte, wurde am 27.10.1946 am →Stadttheater Basel uraufgeführt (Regie: →Kurt Horwitz). Texte und Person P.s waren ausserdem Gegenstand mehrerer dramatischer Produktionen, darunter 1939 →Albert Steffens "Pestalozzi" und 1979 →Heinz Stalders "Ein Pestalozzi". Im Gedenkjahr 1996, das ganz im Zeichen einer kritischen Entmythologisierung stand, wurde im Theatersaal "Weisser Wind" in Zürich die Textcollage "P. – eine Denkmalenthüllung" von →Eva Schneid und →Christian Haller aufgeführt.

Auszeichnungen

  • 1792 Ehrenbürger der Französischen Republik.

Literatur

  • Dudek, Peter: Die Pestalozzi-Feiern 1927 und 1946. In: Jahrbuch für historische Bildungsforschung 3/1996.


Autor: Dietrich Seybold



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Seybold, Dietrich: Johann Heinrich Pestalozzi in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 2, S. 1395–1396.

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