Freunde des Volkstheaters Wädenswil, Wädenswil ZH

Aus Theaterlexikon - CH
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Amateurtheater, Sprechtheater, in der Regel in lokalem Dialekt

Gründer und Initiator dieser Spielgemeinschaft war →Emil Bader, der später für die F. rund zwanzig Mundartübersetzungen beziehungsweise Bearbeitungen schuf und als engagierter Darsteller und Obmann (1945–57, ab 1957 als Ehrenobmann) das Gesicht der F. mitprägte. Den F. ging eine örtliche Theatertradition unter verschiedenen Trägerschaften voraus. Schon 1790 wurde in Wädenswil "bei der Krone" Theater gespielt; 1851 bestand bereits ein Liebhaber-Theater, und die 1873 gegründete X-Gesellschaft Wädenswil gab →Fastnachtspiele und andere Darbietungen. Anlass zur Formierung der Theatergemeinschaft bot 1938 das Zürcher Kantonalturnfest in Wädenswil, an dem das von Bader in Mundart verfasste Festspiel "Bi öis am See" mit rund 500 Mitwirkenden aufgeführt wurde. Der Zweite Weltkrieg verzögerte indessen weitere Aktivitäten. 1945 erhielt Wädenswil mit dem umgestalteten Saal des Hotels "Engel" eine richtige Theaterbühne, und am 1.9.1945 fand dort die Gründungsversammlung der F. statt. Die Gemeinde, die Genossenschaft Hotel Engel und die Lesegesellschaft übernahmen das Patronat; ein Arbeitsausschuss leitete die F. Erst am 4.7.1997 konstituierten sich die F. rechtlich als Verein. Anfangs und erneut ab den siebziger Jahren wurden hauptsächlich Klassiker der dramatischen Weltliteratur gespielt. Ab den fünfziger Jahren bis Ende der siebziger Jahre pflegten die F. insbesondere zeitgenössische Schweizer oder in der Schweiz lebende Autoren. Die siebziger Jahre waren von Baders Dialektbearbeitungen geprägt. In neuerer Zeit wechseln im Spielplan Volksstücke mit Komödien, Klassikern und zeitgenössischen Stücken, alle in Zürcher Mundart. Von Beginn an anderen →August Schmid (1946–49), →Wilfried Scheitlin (1955–59), Walter Wefel (1960–75), →Franziska Kohlund (1977–83) und →Peter Rinderknecht (1986–89), einmal →Schaggi Streuli (1958 Streulis "Bei- und Ybruch") und zweimal →César Keiser (1954 Keiser/Peter Farners "Schwarzi Göggs und wyssi Chräge" als Auftragswerk der F. und 1960 Helmut Heinemanns "Schreie in der Nacht"). Zahlreiche Aufführungen wurden von Schweizer Radio und Fernsehen DRS aufgezeichnet. Die F. gastierten unter anderem 1951 mit →Paul Schoecks "Tell" und 1952 mit →Rudolf Johos "Der Fall Liechti" am →Schauspielhaus Zürich, Zürich ZH, 1962 mit "Dienst auf Golgatha" in Österreich, 1964 mit →Paul Hallers "Marie und Robert" an der Schweizer Landesausstellung in Lausanne und 1977 mit Wilders "Die Heiratsvermittlerin" im Tellspielhaus in Altdorf. Die Aufführungen finden in der Regel im "Engel"-Saal statt, der rund 240 Plätze fasst. Die Mitglieder der F. zahlen keine Mitgliederbeiträge. Die F. finanzieren sich über Sponsoren. Die Stadt Wädenswil übernimmt eine Defizitgarantie. Verbandsmitglied: →ZSV.

Literatur

  • Bader, Emil: 40 Jahre "F."[mit einem Verzeichnis der Aufführungen]. In: Ziegler, Peter (Hg.): Jahrbuch der Stadt Wädenswil 1985.
  • Ziegler, Peter: Fünfzig Jahre "F.", 1995.


Autor: Sigi Blarer



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Blarer, Sigi: Freunde des Volkstheaters Wädenswil, Wädenswil ZH, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 1, S. 634–635.