Walter Morath

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* 26.9.1918 Basel, † 3.7.1995 Basel.

Aufgewachsen in Leipzig und Dresden. Schauspielausbildung bei →Gustav Hartung am →Konservatorium Basel. 1939/40 erstes Engagement am →Stadttheater Basel unter →Egon Neudegg, dann 1940–43 am →Städtebundtheater Biel-Solothurn unter →Leo Delsen und 1943–46 am →Schauspielhaus Zürich unter →Oskar Wälterlin (unter anderem: Acaste in Molières "Der Misanthrop", Biondello in Shakespeares "Der Widerspenstigen Zähmung" und Jimmy Farrell in Synges "Der Held des Westerlandes", Regie beide: →Leonard Steckel; Lakai Jascha in Tschechows "Der Kirschgarten", Regie: Wälterlin). 1945–48 gehörte M. zum Ensemble des →Cabarets Cornichon in Zürich. Dort lernte er seine spätere Bühnenpartnerin →Voli Geiler kennen. 1948 zusammen mit Werner Finck, Olga Gebhardt, →Karl Meier und anderen im einzigen Programm des Cabaretistischen Theaters Nebelhorn im Zürcher "Hirschen". Im gleichen Jahr erster Auftritt mit Geiler ("Programm für zwei") im Embassy in Zürich. Seitdem trat das Duo bis 1970 mit zahlreichen Programmen auf, darunter "A la carte" (1953), "Adam und Eva" (1954), "Dolce Vita" (1960), "European Rendez-vous" (1962), "Expo – Impo" (1963) und das Reprisenprogramm "Lachende Souvenirs" (1968/69). Geiler/M., die in den fünfziger und sechziger Jahren zu den bedeutendsten Schweizer Kabarettisten gehörten, entwickelten einen eigenen Stil, der – über das literarisch-politische Kabarett hinausgehend – mit Elementen der Pantomime, Groteske, Show und des Spektakels arbeitete. Charakteristisch für Geiler/M. war insbesondere ihre grosse darstellerische Wandlungsfähigkeit; so parodierten sie in einem Programm bis zu vierzig verschiedene Figuren. Die Texte stammten unter anderen von →Charles Ferdinand Vaucher, →Fridolin Tschudi, →Werner Wollenberger und Roman Brodmann, die Kompositionen von →Werner Kruse, →Walter Baumgartner, Lutz Harteck, →Tibor Kasics, die teilweise auch als Begleiter wirkten; Regie führte unter anderen →Ettore Cella. Die Sprachvirtuosität der beiden sowie eine allgemein verständliche Komik ermöglichten auch Auftritte ausserhalb des deutschsprachigen Raums. So machten Geiler/M. ab 1950 nicht nur Tourneen durch die Bundesrepublik Deutschland und Österreich, sondern auch durch Holland, England, Israel, die Türkei sowie Nord- und Südamerika. Seit Anfang der sechziger Jahre wirkte M. als freischaffender Schauspieler, unter anderem an der →Komödie Basel (1962 Bluntschli in Shaws "Helden", Regie: →Robert Freitag, 1964 Henry Higgins in Shaws "Pygmalion"), am →Opernhaus Zürich (1965 Süffle in Zellers "Der Vogelhändler") und am →Bernhard-Theater Zürich (unter anderem 1967 Edy in Barillet/Grédys "Die Kaktusblüte", 1968 Philip in Ayckbourns "Verrückte Wahrheiten", jeweils mit Geiler). 1971–78 gehörte M. unter der Direktion von →Harry Buckwitz zum Ensemble des Schauspielhauses Zürich, wo er rund dreissig Rollen spielte, darunter Feenkönig Stellaris in Nestroys "Der böse Geist Lumpazivagabundus", Chlopow in Gogols "Der Revisor", Silberkern in Raimunds "Der Alpenkönig und der Menschenfeind", Lehrer Gerhard in der Uraufführung von →Hansjörg Schneiders "Der Erfinder oder Schpäck ond Bohne", zweiter Schauspieler in Shakespeares "Hamlet", Dr. Einstein in Kesselrings "Arsen und Spitzenhäubchen" und Hitler in →Bertolt Brecht/Hanns Eislers "Schweyk im Zweiten Weltkrieg". Daneben diverse Hörspiel-, Fernseh- und Filmrollen (1957 Richard Zürrer in →Kurt Frühs "Bäckerei Zürrer", 1960 Titelrolle in dessen "Der Teufel hat gut lachen").

Literatur

  • Jäggi, Willy (Hg.): Voli Geiler/W. M. 2 Schauspieler – 1000 Gesichter, 1960.


Autor/Autorin: Stefan Koslowski/Tanja Stenzl



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Koslowski, Stefan/Stenzl, Tanja: Walter Morath, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 2, S. 1271–1272, mit Abbildung auf S. 1272 .

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